Christin Hussong, Deutsche Meisterin im Speerwurf, hatte noch 30 Minuten Rückfahrt bis zu ihrem Heim in Herschberg vor sich, als ihr Vereinskollege Raphael Holzdeppe in Berlin den zweiten Titel für das LAZ Zweibrücken holte. Eine 100-Prozent-Ausbeute für die beiden LAZler.

Berlin. Raphael Holzdeppe, der in diesem Jahr schon zweimal die Norm für die WM in Doha überflogen hatte, machte es spannend, bis er seinen zweiten Stabhochsprungtitel nach 2015 in der Tasche hatte. „Ich war schon nervös. Nicht so, dass ich zitterte. Aber ich wollte hier gewinnen und dementsprechend musste ich so agieren“, sagte er gestern. Heißt konkret: Er musste pokern, den dritten Versuch über 5,71 Meter auf 5,76 Meter rüber nehmen und halt auch drüber springen, was er wirklich sehr souverän schaffte.

Holzdeppe lobt das Publikum

„Wir hatten viele Qualifikanten im Vergleich zu sonst, was gut ist für den deutschen Stabhochsprung. Deshalb dauerte der Wettbewerb ein bissel länger, aber das Publikum war wirklich toll“, sagte er, „es hat Spaß gemacht“.

Er will „bis zum Monatsende an die 100 Prozent herankommen. Wenn der Plan aufgeht, dann sollte ich in Doha vorne mitspringen können“, strahlt Holzdeppe Optimismus aus. „Endlich bin ich mal in Berlin eine Höhe gesprungen, mit der ich zufrieden sein kann. Das hat bei all meinen Anläufen im Olympiastadion noch nicht geklappt“.

Christin Hussong denkt an 2009

Das hat Christin Hussong ihrem Teamkollegen voraus: Sie glänzte schon mal im Olympiastadion. Und wie! Vor fast genau einem Jahr, als sie sich am 10. August den EM-Titel im Speerwerfen holte.

„Grundsätzlich ist es einfach toll, in diesem Stadion zu werfen. Das Einwerfen draußen und auch im Stadion lief ganz gut. Ich dachte, es könnte weiter gehen heute. Aber über 65 Meter, das ist ja schon eine super Weite, ich bin da schon auf einem guten Niveau. Nur 100 Prozent zufrieden bin ich damit eben nicht“, sagte Hussong nach ihrem dritten DM-Sieg nach 2016 und 2018, den sie sich mit 65,33 Meter holte.

Die 25-Jährige und ihr Vater und Trainer Udo Hussong wissen längst, dass sie mehr im Arm und in den Beinen hat. „Christin hatte sich in den beiden ersten Versuchen vor dem Abwurf zu klein gemacht, die Speere fielen früh herunter, dann hat sie es technisch besser gemacht. Der 65er war schon ganz gut“, urteilte der Papa, der jeden kleinen technischen Fehler mit dem Tablett dokumentiert und Christin noch im Wettkampf weitgehend vermittelt.

Kurz-Urlaub in Österreich

„Ich muss jetzt geduldig bleiben“, weiß sie. Irgendwann platzt der Knoten, am besten bei der WM Ende September in Doha. „Die Zeit vergeht jetzt schnell. Ich mache erst mal eine Woche Urlaub in Österreich, in den Bergen, nehme das Tempo raus, um dann im Kopf frei zu sein. Dann kommen das Diamond League-Finale in Zürich und die Wochen Training zuhause“, umreißt die Europameisterin ihre Pläne.

„Als wir durch die Katakomben ins Stadion gelaufen sind, sind Gefühle von der EM letztes Jahr wieder hochgekommen. Beim Wettkampf selbst aber nicht, da habe ich heute von einer anderen Seite aus geworfen als bei der EM, und ich bin dann auch total auf den Wettkampf fokussiert“. So kriegt sie auch nicht mit, wenn sie bei jedem Versuch als Europameisterin angekündigt wird. Aber sie weiß es natürlich, weiß auch, dass sie viel bekannter geworden ist. Eine Bürde ist das nicht für sie.

Christin Hussong
Christin Hussong (Foto: Iris Hensel)

Zugehörige Wettkämpfe

Datum Name Ort
03.–04.08.2019 Deutsche Meisterschaften 2019 Berlin (Deutschland)