Auf zu neuen Ufern
Stabhochspringer Karsten Dilla trainiert seit November in Zweibrücken für neue Höhenflüge – Traum von Olympia 2020
Zweibrücken. Der Stabhochspringer Karsten Dilla lebt und trainiert seit Oktober in Zweibrücken. Er will nicht nur am Samstag beim Hallenstürmer-Cup des LAZ hoch hinaus, sondern hat sich auch darüber hinaus große Ziele gesteckt.
Samstagnachmittag vor 13 Tagen: Karsten Dilla sitzt in der Ludwigshafener Leichtathletik-Halle. Gerade ist er außer Konkurrenz bei den Rheinland-Pfalzmeisterschaften mitgesprungen, hat 5,50 Meter geschafft, ist dann aber anschließend dreimal an 5,61 Meter gescheitert – was zu diesem Zeitpunkt eine neue deutsches Jahresbestleistung gewesen wäre (mittlerweile steht diese bei 5,88 Meter, aufgestellt von Raphael Holzdeppe). Dilla also sitzt da und ist irgendwie unzufrieden und zufrieden zugleich. Unzufrieden ist er, weil er die 5,60 Meter gerne gesprungen wäre (was ihm am Dienstag dann beim Meeting in Düsseldorf gelang). Zufrieden ist er, weil er merkt, dass es aufwärts geht.
Und dass es bei ihm aufwärts geht, hat viel damit zu tun, dass der Athlet des TSV Bayer Leverkusen in Zweibrücken bei Bundestrainer Andrei Tivontchik zusammen mit seinen Disziplinkollegen Raphael Holzdeppe und Daniel Clemens sowie der Weitspringerin Sosthene Moguenara, Holzdeppes Verlobter, trainiert. „Ich fühle mich wohl in der Gruppe“, sagt Dilla und fügt an: „Wir haben Spaß und fordern uns gegenseitig. Wenn man jemanden wie ,Raffi‘ in der Gruppe hat, dann profitiert man enorm davon“, sagt er mit Blick auf den Weltmeister von 2013.
Dilla gehört seit Jahren zu den besten deutschen Stabhochspringern. Aber er hat auch gemerkt, dass mit Blick auf sein Fernziel, die Olympischen Spiele in Tokio 2020, ein neuer Impuls nötig ist. Er hat in den vergangenen zwei Jahren bei Leszek Klima in Leverkusen trainiert, die Trainingspläne kamen von Torsten Tesch, Dillas Coach aus Dormagener Zeiten. „Diese Konstellation hat 2016 gut funktioniert, im vergangenen Jahr dann nicht mehr so. Da ist bei allen etwas die Anspannung abgefallen, die Kommunikation eingeschlafen“, sagt der 28Jährige. So reifte der Entschluss, sich der Zweibrücker Trainingsgruppe anzuschließen. „Ich habe mir gesagt, ganz oder gar nicht“, erzählt Dilla. Er weiß, mit Blick auf die kommenden Olympischen Spiele darf so ein Wechsel nicht zu spät erfolgen, weil sich die Konstellation Trainer-Athlet in der Regel erst einspielen muss.
Seit Oktober lebt Karsten Dilla nun in Zweibrücken. Bis vergangene Woche wohnte er bei Daniel Clemens, seit Anfang des Monats nun in einer eigenen Wohnung. „Ich weiß nicht, wie ich das ohne Daniels Hilfe hätte regeln sollen“, sagt der Zweite der deutschen Meisterschaften von 2016 und erzählt: „Ich war nach der Saison lange in Urlaub, wollte aber von Beginn des Trainings an dabei sein. Und pendeln wäre nicht gegangen.“ Derzeit scheint sich das Zweibrücker Trainingsgruppen-Trio gegenseitig anzuspornen: In der deutschen Jahresbestenliste liegen Holzdeppe, Dilla und Clemens (5,50) jedenfalls auf den Rängen eins, drei und vier.
Für Dilla ist der Übungsleiter-Wechsel auch eine Art Neuanfang, nachdem er sich in den vergangenen Jahren zwar den Traum einer Olympia-Teilnahme (2016 in Rio de Janeiro) erfüllen konnte, aber nicht mehr an die Höhen herankam, die er 2012 (5,73 Meter/Hallen-Bestleistung) und 2013 (5,72 Meter/Freiluft-Bestleistung) gesprungen war. „Man kann sich halt nicht mehr jedes Jahr um 20 Zentimeter steigern, wie das als junger Springer möglich war“, sagt Dilla. Er weiß aber auch, dass er zumindest wieder in diese Regionen springen muss, wenn er sich regelmäßig für internationale Großereignisse qualifizieren möchte – und das möchte er.
Sein großes Ziel ist natürlich die Heim-EM im Sommer in Berlin. Die Hallen-WM im März hat er im Hinterkopf, weiß aber, dass ihm zur Norm (5,78 Meter) noch ein Stückchen fehlt – auch wenn er sich mittlerweile wieder Höhen von 5,80 Metern zutraut. Die Chance dazu hat er auf jeden Fall am Samstag beim Hallenstürmer-Cup und am Wochenende darauf bei den deutschen Hallenmeisterschaften. Klappt dies, würde man anschließend sicherlich keinen in seinen Gefühlen gespalteten Karsten Dilla antreffen.
Zugehörige Wettkämpfe
Datum | Name | Ort |
---|---|---|
28.01.2018 | Rheinland-Pfalz-Hallenmeisterschaften 2018 (U20/U18) | Ludwigshafen am Rhein (Deutschland) |
27.01.2018 | Rheinland-Pfalz-Hallenmeisterschaften 2018 (M/F/U16) | Ludwigshafen am Rhein (Deutschland) |
10.02.2018 | Hallenstürmer-Cup 2018 | Zweibrücken (Deutschland) |
01.–04.03.2018 | Hallen-Weltmeisterschaften 2018 | Birmingham (Vereinigtes Königreich) |
07.–12.08.2018 | Europameisterschaften 2018 | Berlin (Deutschland) |
23.07.–08.08.2021 | Olympische Sommerspiele 2020 | Tokio (Japan) |
Die letzten 10 Artikel
Datum | Titel |
---|---|
09.02.2018 | Hannah Schmitz legt starke 800-Meter-Zeit hin |
09.02.2018 | Schlemer Dritte bei Hochschul-DM |
08.02.2018 | Holzdeppe kann in Düsseldorf nicht vorne mitspringen |
08.02.2018 | Holzdeppe auf Rekordjagd |
08.02.2018 | Einspringen für Berlin |
08.02.2018 | Nächster Rekordspringer gesucht |
07.02.2018 | Besondere Qualität von Holzdeppe |
06.02.2018 | Daniel Clemens kommt wieder richtig in Schwung |
06.02.2018 | Drei Fragen an Daniel Clemens, Stabhochspringer |
06.02.2018 | Mit neuen Stäben zu alter Stärke |