Leichtathletik: Die Pfälzerinnen Christin Hussong, Samantha Borutta und Yemisi Ogunleye befinden sich auf dem Weg zur WM in Budapest. Die Werfertage in Halle waren eine erste Standortbestimmung: Was war gut in den Trainingslagern, was muss verändert werden? In sieben Wochen, bei der DM in Kassel, werden die WM-Tickets vergeben.

Halle/Saale. Im ambitionierten Pfalztrio überzeugte im Werfer-Mekka von Sachsen-Anhalt lediglich Yemisi Ogunleye. Die 24 Jahre alte Kugelstoßerin aus Bellheim steigerte erneut ihre Bestleistung, und das gleich um 33 Zentimeter auf 18,53 Meter. Ihre Heimtrainerin bei der MTG Mannheim, Iris Manke-Reimers, sagte: „Wir haben darauf gewartet, sie hat im Winter sehr gut trainiert. Ich denke, dass da noch mehr kommt.“

Die Silbermedaille beim Eurocup der Werfer im März in Leiria habe ihr einen Push gegeben, bestätigte Ogunleye. Mit der Einstellung „Ball flachhalten“ ging’s in die Trainingslager. „Wir haben nichts überstrapaziert, nur am Niveau seriös gearbeitet“, sagte sie, „und dann habe ich das Trainerteam heute so anlachen und drücken müssen, weil ich so dankbar bin, dass alles so funktioniert“.

Einmal die Woche fährt sie zu zwei Techniktrainingseinheiten bei Bundesstützpunktleiter Artur Hoppe nach Stuttgart, und der kommentierte: „Es ist eine super Leistung. 18,50 sollten Standard werden, sie muss jetzt warten, dass sie die 18,80 stößt“. Das wäre die WM-Norm für Budapest. Den Wettbewerb gewann Weltmeisterin Chase Ealey (20,06 m).

Iris Manke-Reimers hatte vor zehn Jahren schon Diskuswerferin Shanice Craft in Mannheim in die Weltspitze geführt. Craft (30) erfüllte auf ihrer jetzigen Heimanlage in Halle mit 65,89 Metern die WM-Norm und wurde Dritte. Weltmeisterin Bin Feng (China) siegte mit 66,70 Metern vor Kristin Pudenz (Potsdam, 66,34 m).

Ganz anders als sie es sich vorgestellt hatte, verlief das Comeback der Speerwurf-Europameisterin von 2018. Christin Hussong aus Herschberg kam bei schwierigen Windverhältnissen mit 53,60 Metern als beste Deutsche auf Platz fünf, den Wettkampf gewann die Norwegerin Sigrid Borge (28) mit starken 66,50 Metern. „Der erste Wurf war zum Reinkommen, aber dass es dann der weiteste blieb, ist für mich sehr bitter“, sagte Hussong nachdenklich: „Ich war aufgeregt, mir war schlecht. Ich bin froh, dass der Wettkampf rum ist, aber über die Weite brauchen wir nicht reden“.

Christin Hussong trat unmittelbar nach dem Wettbewerb die Heimfahrt mit einem Rucksack an, der nicht leichter geworden ist. Ihr letzter Wurf beim Heimmeeting im Juni 2022 hatte mit einem Sturz geendet, jäh war die Saison zu Ende gegangen. Statt in München ihren Titel von Berlin verteidigen zu können, taumelte sie in eine Zeit voller Unsicherheit und Schmerzen, die letztlich von einem verklebten Ischiasnerv verursacht worden waren. „Ich kannte das alles nicht. Ich war seit 2010 bei jedem internationalen Höhepunkt dabei, hatte noch nie eine Verletzung oder musste einen Wettkampf absagen.“ Ihre wichtigste Erkenntnis am Samstag: „Athletisch war alles top, es tat nichts weh. Aber wenn man unten mit den Beinen nichts macht, sondern nur mit dem Arm, dann fliegt der Speer halt nicht weit“.

Bundestrainer Boris Obergföll sagte auch mit Blick auf die Leistungen der anderen Deutschen ernüchtert: „Das sah im Trainingslager vor zwei Wochen in Belek bei allen noch besser aus. Christin hatte dort über 60 Meter geworfen. Ich glaube, sie wollte heute einfach zu viel, da übersteuert man schnell mal. Aber ich bin ziemlich optimistisch, dass sie in diesem Jahr weit werfen wird.“

Ihren siebten Platz in einem Weltklassefeld, in dem die Dänin Katrine Jacobsen (70,53 m) drei Chinesinnen schlug, kommentierte Hammerwerferin Samantha Borutta lapidar: „Es kann nicht schlechter werden. Schade, dass es heute so bescheiden gelaufen ist“. Die 22-Jährige aus Mutterstadt, die für Eintracht Frankfurt startet, weiß um den Wert der Halleschen Werfertage, gerade in diesem Konkurrenzkampf auf hohem Niveau wollte sie mehr. Stattdessen musste sie Michelle Döpke (67,22 m) den Vortritt lassen. Mit 66,58 Metern blieb Borutta weit unter ihrer Saisonbestleistung, weil sie technische Fehler machte.

Zugehörige Wettkämpfe

Datum Name Ort
19.–27.08.2023 Weltmeisterschaften 2023 Budapest (Ungarn)
20.–21.05.2023 Hallesche Werfertage 2023 Halle (Saale) (Deutschland)
08.–09.07.2023 Deutsche Meisterschaften 2023 Kassel (Deutschland)