Der Rest vom Schützenfest
Rückblick 2020: Was Zweibrückens Sport trotz Corona noch bewegte
„Sport ist die schönste Nebensache der Welt“, heißt es. Dass das von der Bedeutung her für die meisten von uns – außer vielleicht für die Berufssportler – so ist, haben wir durch die Corona-Krise in diesem Jahr nachhaltig vor Augen geführt bekommen. Zweieinhalb Monate ganz normaler sportlicher Alltag, dann Stillstand, nach dem Sommer der Wiederbeginn und die erneute Vollbremsung. Trotz des Auf und Ab gab es 2020 aber auch Erfolge und schöne Sportmomente.
Zweibrücken. Es ist Tradition, dass die RHEINPFALZ-Sportredaktion zu Beginn eines neuen Jahres eine ganze Themenseite mit allen anstehenden, national und international wichtigen Sportterminen (siehe Foto dritte Reihe, links) veröffentlicht. Und mir ist es eine über die Jahre liebgewordene Tradition, diese Seite direkt hinter dem Schreibtisch aufzuhängen, um übers Jahr immer mit einem schnellen Blick über die rechte Schulter sofort sehen zu können, wann sich Zweibrücker Sportler wo in der Welt herumtreiben. Dazu kommt noch ein üblicher Kalender im DIN A4-Format, in den ich nach und nach handschriftlich alle Termine eintrage, die für die Zweibrücker Sportler im betreffenden Jahr wichtig sind. 2020 waren beide Kalender aber schnell Makulatur.
Dabei fing das Jahr ja noch ganz normal an. Die Fußballer des TSC Zweibrücken gewannen gleich zu Beginn das Jubiläumsturnier der 40. Hallen-Stadtmeisterschaft der RHEINPFALZ – zum zehnten Mal; der SV Battweiler holte sich eine Woche später den Sieg beim 27. Hallenturnier der Verbandsgemeinde Zweibrücken-Land. Alle Ligen in allen Sportarten liefen wieder an. Damalige Spielabsagen wegen Unbespielbarkeit des Fußballplatzes muten aus heutiger Sicht fast schon seltsam an. Mitte Februar gewannen bei der 30. RHEINPFALZ-Sportlerwahl der Redaktion Zweibrücken Speerwerferin Christin Hussong, Stabhochspringer Raphael Holzdeppe und die Fußballerinnen der SG Rimschweiler/Hornbach und genossen die Siegerparty in der ACH-Eventhalle am Flughafen. Die Prellballer des TV Rieschweiler brachten in Contwig noch einen kompletten Bundesliga-Spieltag über die Bühne.
Schluss nach dem Halbfinale
Und am 29. Februar pilgerten noch 1200 Handball-Fans in die proppenvolle Westpfalzhalle, um sich das Oberliga-Stadtderby zwischen dem SV 64 Zweibrücken und der VTZ Saarpfalz anzuschauen, das die SV-Herren mit 27:20 gewannen und damit einen weiteren Grundstein zum späteren Drittliga-Aufstieg legten. Auch das Personalkarussell drehte sich wie zu normalen Zeiten: Trainer kamen und gingen wie Kai Schumann und Philip Wiese für Danijel Grgic bei der VTZ oder Ralf Wolf für Terry Trenholm, eigentlich gut auf Play-off-Kurs liegend, beim Eishockeyclub (EHC) Zweibrücken. Die „Hornets“ spielten ihre beiden Play-off-Halbfinals gegen die „Eisbären“ Heilbronn noch, schieden aber aus. Makulatur, die spätere Finalserie wurde nicht mehr ausgespielt.
Extrem lange Ausfallliste
Denn im März kam der erste Lockdown. Davor waren erste Begegnungen wegen Corona-Infektionen bereits abgesagt worden. Die Sportarten unterbrachen den Spielbetrieb zunächst . Als die Einschränkungen sich hinzogen, erklärten die Verbände die Saison für beendet, stellten Meister und Aufsteiger in fast allen Fällen durch eine Quotientenregelung (erzielte Gewinnpunkte geteilt durch die Zahl der ausgetragene Spiele) fest. Absteiger gab es nicht.
Das Sportleben in den Vereinen und Fitnessstudios stand vollends still, allenfalls Individualsport wie Laufen oder Radfahren war noch drin. Die Liste der Zweibrücker Sportveranstaltungen, die ausfielen, wurde nach und nach immer länger: die Pferderennen des Pfälzischen Rennvereins im Frühjahr und im Sommer, die Mini-EM der Grundschüler, die Zweitliga-Saison der Rieschweiler Golfdamen, das Final-Four-Turnier in Hamburg mit Squash-Bundesligist SC Güdingen (der seine Heimspiele in Zweibrücken austrägt), die deutsche Fußball-Meisterschaft der 14 JVA-Bediensteten-Teams am 13. Juni in Zweibrücken, die 33. Trofeo Saarland für Junioren-Radsportler durch den Bliesgau, das 58. Grasbahnrennen des MSC Zweibrücken auf der Rennwiese, Oster-Camps der Vereine, Meisterschaftsfeiern, Teamfahrten, der runde 100. Geburtstag des SV Ixheim, und und und ...
Kreative Sportideen gefragt
Schaut man sich die Aufzählung an, wird einem wieder klar, wie vielfältig der Sport in der Rosenstadt tatsächlich ist. Das Sportleben veränderte sich in dieser Zeit – und auch die Berichterstattung darüber. In der Zeitung standen plötzlich viele andere Geschichten. Wie die Heimtrainer-Serie, in der Sportler und Familien kreativ aufzeigten, wie man sich trotz der Einschränkungen auch zu Hause bewegen und fit halten kann, zum Beispiel mit Rope-Skipping, Tischtennis, Gymnastik oder auch Boule.
Als im Sommer die Lockerungen eintraten, legte auch der Sport zaghaft – entsprechend der jeweiligen Corona-Verordnung – wieder los. In manchen Sportarten ging wieder was, in anderen nicht. Der Rest vom Schützenfest sozusagen. Man staunt dennoch, wie viel noch los war.
So stiegen die Reiter in Zweibrücken und Umgebung bei mehreren Spring- und Dressurturnieren wieder in die Sättel. Auf dem Hitscherhof richtete der Erste Golfclub Westpfalz ein mehrtägiges Weltcup-Turnier für Nachwuchsgolfer aus. Lokalmatadorin Katja Müller wurde dort zur tragischen Figur: Sie spielte erst ein Holein-one, wurde später aber wegen eines Formfehlers disqualifiziert.
Das LAZ Zweibrücken lud Ende Juli 600 Fans zu seinem Meeting „Sky’s the Limit“ ins Westpfalzstadion, und eine Sportabzeichen-Saison in modifizierter Form gab es auch. LAZ-Speerwerferin Christin Hussong verteidigte in einem leeren Braunschweiger Stadion ihren Titel als Deutsche Meisterin, Stabhochspringer Raphael Holzdeppe holte Bronze. Auf dem „Exe“ trainierten Handballer im Freien. Lara Schwarz aus Maßweiler wurde vierfache Deutsche Meisterin im Gewichtwerfen und Steinstoßen, die 13-jährige Charlotte Stuppi vom RSV Käshofen holte den Titel bei den Children-Springreitern.
Ab Oktober lief dann der Betrieb in fast allen Sportligen wieder. Im Tischtennis ging’s nach ausführlichem Desinfizieren quasi im Schichtbetrieb an die Platten, in vielen Verbänden wurden die Staffeln verkleinert. Der SV 64 Zweibrücken brachte zwei Handball-Drittliga-Spiele hinter sich (ein Sieg und eine Niederlage).
Für 2021 leicht optimistisch
Aber selbst damit war Anfang November wegen der hohen Infektionszahlen wieder Schluss. Die „Hornets“ reagierten darauf a kurz vor Weihnachten drastisch: Sie pfiffen die Eishockey-Saison für sich selbst ab. Nur auf den beiden Allwetterplätzen des Tennisclubs Weiß-Blau Zweibrücken an der Hofenfelstraße wird weiter fleißig Tennis gespielt – mit Abstand und wegen des Wetters teils mit Pudelmütze. Das ist vor allem wichtig für die Kinder, denen die Bewegung, vielfach auch im Sportunterricht, fehlt.
Und der Ausblick für 2021? Es hängt sicher viel von den Impfungen ab. Vieles wird nachgeholt werden, so wie eine ganze Reihe Konzert- und Kulturtermine – einfach um ein Jahr verschoben. Vielleicht wird manche Saison in kleinen Staffeln noch zu Ende gespielt werden können. Wenn nicht, warten wir auf die nächste Spielzeit 2021/22. Ich jedenfalls hänge mir dieser Tage wieder die Terminseite der RHEINPFALZ hinter meinen Schreibtisch – voller Optimismus, dass auch für den Sport bessere Zeiten kommen.
Nach dem ersten Lockdown im Frühjahr gab es im Sommer langsam wieder einige sportliche Veranstaltungen, vor allem im Freien. So beklatschten Ende Juli rund 600 Zuschauer im Westpfalzstadion beim Leichtathletik-Meeting „Sky’s the Limit“ des LAZ Zweibrücken die Speerwerfer und Stabhochspringer.
Zum vierten Mal Deutsche Meisterin: Speerwerferin Christin Hussong vom LAZ Zweibrücken.
Zugehörige Wettkämpfe
Datum | Name | Ort |
---|---|---|
25.07.2020 | Sky's the Limit 2020 | Zweibrücken (Deutschland) |
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