Christina Obergföll startet als Titelverteidigerin in Peking, doch eine Medaille ist nicht das Ziel der Speerwerferin. Nach Babypause will sie eine ordentliche Leistung abliefern. Heute muss sie die Qualifikation überstehen.

Peking. Wenn die Mama ins Bild kommt, lacht der kleine Marlon – und die Eltern im fernen China sind glücklich. Doch langsam muss sich Christina Obergföll auf das Speerwerfen konzentrieren. Heute beginnt auch für sie die Leichtathletik-WM. Zum Glück und dank Skype kann sie ihren Sohn, der zu Hause bei Oma und Opa in besten Händen ist, praktisch jeden Tag sehen. Marlon ist jetzt 14 Monate alt, er war der schönste Grund für die Weltmeisterin, eine Pause einzulegen. „Wir skypen mit meinen Eltern. Er lacht dann schon mal, aber so richtig checkt er das noch nicht“, sagte die stolze Mutter. Immerhin: Der Filius läuft schon.

Gut laufen soll es heute auch für Marlons Mama. „Wir haben gut trainiert, und ich fühle mich bestens vorbereitet“, sagte 34-Jährige von der LG Offenburg. Dafür hat auch ihr Ehemann, Bundestrainer Boris Obergföll, gesorgt. Bei der Baby-Betreuung hat sich der ehemalige Weltklasse-Speerwerfer sogar eine glatte Eins verdient. „Man ist ständig im Stand-by-Modus und kann nicht hundertprozentig abschalten“, berichtet er. „Und wenn er nachts schreit, dann spring’ ich halt.“

Silber bei der WM 2005 und 2007, Gold vor zwei Jahren in Moskau – Siege und Erfolge sind Christina Obergföll wichtig. Medaillen sind aber längst nicht alles. „Wenn man Weltmeisterin ist und schon sieben internationale Medaillen gewonnen hat, dann hat man natürlich einen hohen Anspruch“, erzählte sie. Doch vielen Athleten würde schon ein vierter Platz viel bedeuten. Für die Olympia-Zweite wäre das „kein Weltuntergang, wenn’s jetzt nicht klappt, weil ich in Rio noch mal 100 Prozent da sein möchte.“ Nach den Spielen 2016 soll dann aber Schluss sein. Obergföll ist dann 35.

Doch jetzt ist sie in Peking und sie will auch hier das Beste abliefern. „Wenn ich einen guten Tag erwische, dann kann ich auch ganz vorn mitmischen“, sagte die Weltklasse-Speerwerferin. „Ich bin nicht hier, um meinen Titel zu verteidigen. Ich bin hier, um meine Saisonbestleistung zu steigern.“ Und die steht bei 64,11 Metern. „Wenn ich die Quali-Weite von 63,50 Meter packe, dann habe ich schon mal die zweitbeste Leistung in diesem Jahr geschafft“, sagte Obergföll. Das ist ihr Ziel – und das Finale am Schluss-Sonntag der WM völlig offen.

Wenn es um die Medaillen geht, sieht Christina Obergföll eine andere junge Mutter ganz vorn: Die Tschechin Barbora Spotakova ist für sie die große Favoritin. Hinter Spotakova können sich „zehn Damen Hoffnung auf eine Medaille machen“, prophezeit sie. Weil Obergföll als Weltmeisterin eine Wild Card hat, geht ein deutsches Quartett an den Start. Die deutsche Meisterin Katharina Molitor ist gut in Form und Linda Stahl (beide Bayer Leverkusen) immer für eine Überraschung gut. Christin Hussong (LAZ Zweibrücken) freut sich auf ihr WM-Debüt.

Zugehörige Wettkämpfe

Datum Name Ort
22.–30.08.2015 Weltmeisterschaften 2015 Peking (China)