Ein letzter Anlauf
Leichtathletik: Kristina Gadschiew beendet morgen in Jockgrim ihre Karriere
Jockgrim. Einmal noch wird Kristina Gadschiew den Stab in die Hände nehmen, gegen die Latte anrennen, abspringen und landen. Morgen Abend in Jockgrim. „Ich habe mir nichts vorgenommen, ich will nur die Sache, die ich mal angefangen habe, auch offiziell beenden“, sagt sie. Sie würde gerne leise gehen. Ohne Tamtam. Aber es wird bestimmt ganz anders kommen.
Bei allem Wehmut, den sie beim Verlassen der Bühne spürt, die ihr in den vergangenen 16 Jahren, mit einer kleinen Unterbrechung, so unendlich viel gegeben hat, weiß sie: „Ich hatte meine Zeit. Jetzt ist der Moment gekommen, indem es nicht mehr weiter geht. Ich bin mir bewusst, die richtige Entscheidung zu treffen“.
Am 18. Juni 2014 zog sie sich einen Riss der Achillessehne im Training zu. Mit einer meisterlichen Energieleistung kämpfte sie sich wieder heran, wollte ein drittes Mal versuchen, zu den Olympischen Spielen zu kommen. Aber mit dieser schweren Verletzung blieb ihr Selbstvertrauen auf der Strecke. Sie hatte sich zwar technisch und läuferisch verbessert, sie lief auch an, aber sie sprang nicht mehr ab. Sie hatte ihre Leichtigkeit verloren.
Ihr größter Erfolg und ihre größte Niederlage liegen nah beieinander. Im März 2011 feierte sie bei den Hallen-Europameisterschaften in Paris mit der Bronzemedaille ihren größten Erfolg, nachdem sie kurz zuvor ihre Hallenbestleistung von 4,66 Meer aufgestellt hatte. Dann verpasste bei den deutschen Meisterschaften 2012 in Wattenscheid die Olympiateilnahme in London ebenso knapp wie 2008, als es um Peking-Ticket ging. „Olympia ist das einzige, was mir in meiner Karriere fehlt“, sagt sie und gesteht, dass sie auch ohne die Verletzung in diesem Jahr Schluss gemacht hätte.
International war sie für den DLV 2009 bei der Hallen-EM in Turin (5.) und der WM in Berlin (10.), 2010 bei der Hallen-WM in Doha (7.), 2011 bei der WM in Daegu (10.), 2012 bei der Hallen-WM in Istanbul (12.) und 2013 bei der Hallen-EM in Göteborg (7.) und der WM in Moskau (10.) am Start. Sie nahm an zwei Universiaden in Belgrad (3., 2009) und Bangkok (2., 2007) teil.
Das sind einfach nur Zahlen, hinter denen natürlich viel Fleiß und Ehrgeiz stecken, einiges Glück und vielleicht noch mehr Pech. Diese Zahlen aber machen die Karriere der Kristina Gadschiew nicht aus. Auch nicht ihr Streben nach Perfektionismus. Stark machte, dass sie stets authentisch auftrat, sich nie verbog. Sie ist stets sie selbst geblieben.
„Ich hatte mich nie für talentiert gehalten, nie damit gerechnet, eine so tolle Karriere hinzulegen. Ich bin ein totaler Normalo. Ich wollte zeigen, dass es jeder schaffen kann, an die Spitze zu kommen, wenn er ein Ziel und einen Willen hat“, sagt die vor 32 Jahren in Wasiljewka in Kirgisistan geborene Kristina Gadschiew, die in Hornbach lebt und beim LAZ Zweibrücken seit 2000 trainiert – bei Bundestrainer Andrei Tivontchik.
Sie war nie zufrieden, wenn sie ihre Bestleistung nicht abrufen konnte. So ist damals 2013 in Dortmund heulend von der Matte runter, obwohl sie gerade deutsche Meisterin geworden war, aber eben nur mit 4,40 Meter. Sie war verdammt streng zu sich selbst.
Jetzt geht sie erst einmal in Urlaub auf Menorca, dann wird sie auf alle Fälle weitertrainieren, um fit zu bleiben. Aber sie wird kein Comeback feiern. Drei Bewerbungen auf ein Referendariat sind gescheitert. Doch im Februar würde die angehende Lehrerin, die Sport und Chemie studierte, dann gerne zum Zuge kommen.
Zugehörige Wettkämpfe
Datum | Name | Ort |
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18.–19.07.2016 | Stabhochsprung-Meeting Jockgrim 2016 | Jockgrim (Deutschland) |
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