Leichtathletik: Zuschauer waren in der Karlsruher Europahalle nicht zugelassen, die Stimmung kam vom Band, aber das schadete dem Traditionsmeeting nicht. Über 1500 Meter der Frauen gab es einen deutschen Erfolg mit einer Überraschungssiegerin. Und die Pfälzer Stabhochspringer überflogen 5,62 Meter.

Karlsruhe. Das mit Spannung erwartete 1500 Meter Finale gewann gestern Abend Katharina Trost in 4:12,02 Minuten vor Winnie Nanyondo aus Uganda (4:12,36) und Caterina Cranz (4:12,62). In 4:15,38 Minuten lief Gesa Krause als Fünfte ins Ziel. Es ist einfach nicht die Disziplin der 3000-m-Hindernis-Europameisterin, aber zum Einlaufen in die Olympiasaison sind die 1500 Meter allemal gut. Über die doppelte Distanz ließ sich die Hindernis-Weltmeisterin Beatrice Chepkoech aus Kenia den Sieg nicht nehmen. In 8:41,98 Minuten war sie ihr Geld wert. Im Finish hielt sie die Äthiopierin Fantu Worko in Schach und siegte mit 22 Hundertstelsekunden Vorsprung.

Wer gestern das Karlsruher Hallenmeeting im Livestream verfolgte, der merkte nicht wirklich, dass sich die Athleten die Karlsruher Europahalle lediglich mit den Kampfrichtern teilten. Auf den Kopfhörern wurde derselbe Jubel und Beifall eingespielt, der den Sportlern zum Auftakt der „World Indoor Tour“ auf den Lauf- und Sprunganlagen Mut machte. Sie müssen in dieser Olympiasaison den Kopf nicht in den Sand stecken.

Irgendwie verrückt: Liadagmis Povea (24), die kubanische Siegerin im Dreisprung, vollzog ihre Vorbereitung auf den Versuch so, als seien Zuschauer dabei. Mit einem Ritual. Sie stieß ihren Schrei vor jedem Versuch aus, um sich zu pushen, andere klatschen, um die Zuschauer zum Mitklatschen aufzufordern, nur – sie waren halt nicht da. Aus der Not eine Tugend machen – das muss der Anspruch der Meetingveranstalter sein, um Veranstaltungsformate zu kreieren, die sich keiner für längere Zeit wünscht, die aber den Athleten helfen. Die Karlsruher genügten diesem Anspruch. Povea siegte mit starken 15,54 Metern, was persönliche Bestleistung bedeutete. Neele Eckhardt kam mit 13,94 Meter auf Platz vier.

Eine der Topdisziplinen war der Stabhochsprung mit den beiden Pfälzern Raphael Holzdeppe (31), dem Weltmeister von 2013, und Oleg Zernikel (26). Die beiden, betreut von Bundestrainer Andrei Tivontchik, begannen stark, überflogen die 5,32 und 5,47 Meter im ersten Versuch und die 5,62 Meter jeweils im zweiten Versuch. Sie schlugen zwar damit den Polen Piotr Lisek und den jüngeren Lavillenie-Bruder Valentin, die mit einem „Salto nullo“ aus dem Wettbewerb gingen, aber dann war auch schon Schluss. Die 5,72 Meter rissen sie in allen drei Versuchen. Der Stabhochsprung dauerte bei Redaktionsschluss noch an.

Das 60-m-Hürden-Finale der Frauen ging an Nooralotta Neziri. Niemand hatte die Finnin im Fokus, in 7,92 Meter lief sie finnischen Landesrekord und schlug Tobi Amusan (7,94) aus Nigeria und Nadine Visser (Niederlande, 7.96). Mit 8,28 Sekunden im sehr schnellen zweiten Vorlauf über 60 Meter Hürden war die Landauerin Ricarda Lobe sozusagen am Finale vorbeigelaufen.

Marvin Schlegel siegte überraschend über die 400 Meter in 46,61 Sekunden und feierte damit einen der wenigen deutschen Siege. „Ich bin hierher gereist mit der Prämisse, einfach mein Bestes zu geben und noch mal an die Zeit vom letzten Mal heranzulaufen. Dass es jetzt zum Sieg reicht, ist einfach megageil“, sagte Schlegel.

Das Meeting hatte mit einem Paukenschlag begonnen. Die Portugiesin Auriol Dongmo (30) stieß die Kugel so weit wie noch nie in ihrer Karriere – 19,65 Meter. Das war Meetingrekord. Sie siegte mit einem Meter Vorsprung vor der Schwedin Fanny Roos. Zwillingsmama Christina Schwanitz aus Chemnitz belegte mit 18,27 Meter Platz fünf. Nach den 19,11 Metern zum Saisonauftakt in Rochlitz war die Weltmeisterin von 2015 nicht ganz zufrieden. „Abhaken und weitermachen“ – so hat sie Karlsruhe verlassen. „Im Training hatte sich etwas anderes abgezeichnet, aber ich muss auch erst wieder ein System finden, wie ich meine Wettkämpfe gestalte.“ Sie hatte sich im vergangene Jahr einen Bandscheibenvorfall im Genick zugezogen. Nun, in der Ruhe liegt die Kraft. Und dafür ist Christina Schwanitz ja hinreichend bekannt.

Zugehörige Wettkämpfe

Datum Name Ort
29.01.2021 Indoor Meeting Karlsruhe 2021 Karlsruhe (Deutschland)