Leichtathletik: Zwei Tage „Sky’s the Limit“ ist für das LAZ Zweibrücken Knochenarbeit und Herzenssache gleichermaßen. Die beiden Meetingtage werden wochenlang vorbereitet und sind dann im Nu vorbei. Sie hätten mehr Teilnehmer und mehr Zuschauer verdient gehabt, aber vielleicht war am Wochenende einfach das Wetter zu gut. Für die Meetingmacher bleiben die Lokalmatadore dankbare Lockvögel.

Zweibrücken. Zweibrücken macht sich mit seinem Olympiastützpunkt bundesweit in der Leichtathletik einen Namen. Das Meeting „Sky’s the limit“ ist eine feste Größe. Olympiastarter wie Christin Hussong und Raphael Holzdeppe, der 2012 die Bronzemedaille gewann, sind sympathische und treue Lockvögel. Botschafter ihrer Sportart und ihres Vereins.

Gerade Christin Hussong fiel mit ihrem Sieg am Samstag mit der Weite von 56,55 Metern ein Stein vom Herzen. Nicht wegen der Weite, sondern wegen des Gefühls, wieder gut und weit werfen zu können. „Ich kann mit großer Zuversicht weiter machen“, sagte sie, „das war heute ein deutlicher Schritt nach vorne“. Wenn nur der heftige Gegenwind nicht gewesen wäre. Dafür schien die Sonne, ihr Fanclub gab ihr Schwung und Mumm, nach dem Wettkampf saßen Hussong und Co. noch lange zusammen.

Um den Wert von Lokalmatadoren weiß auch der bewährte Stimmungsmacher am Mikrofon, Michael Werling, der die beiden an die Leute brachte, ohne andere klein zu reden. Gerade am Samstag hatte er alle Hände voll zu tun. Zu Beginn des Tages kommentierte er zwei Wettbewerbe parallel: hier die Frauen am Stab, dort die jungen Männer am Stab, von denen vor allem der erst 18-jährige Hendrik Müller (Bayer Leverkusen) mit der persönlichen Bestleistung von 5,50 Meter glänzte. Beste Deutsche im Frauenfeld: Anjuli Knäsche, die zu Saisonbeginn noch einen natürlichen Optimierungsbedarf verspürt. Erstmals aus langem Anlauf auf dem Steg unterwegs, überflog sie 4,25 Meter, geschlagen von den höhengleichen Michaela Meijer (Schweden) und Yana Hladiychuk (Ukraine) mit je 4,35 Metern. Nachwuchs-Bundestrainer Stefan Ritter, der großes Lob für den Veranstalter übrig hatte, meinte: „Der Seitenwind, der immer mal drehte und recht stark kam, war gewöhnungsbedürftig. Die Mädels hatten zu kämpfen, man muss über das Ergebnis ein wenig enttäuscht sein.“

Der Frauen-Stabhochsprung in Deutschland erlebte schon viel bessere Zeiten, in denen auch eine LAZ-Athletin wunderbare Momente hatte: Kristina Gadschiew (38), die, umringt von ihren beiden Kindern Larus und Katharina, aufmerksam den Wettkampf verfolgte. „Ich versuche immer zu kommen, weil dann die Kinder hier schön spielen können und ich trotzdem zuschauen kann, aber ich bin nicht mehr nah dran“, gestand die Lehrerin aus Hornbach, die in Homburg-Einöd Chemie und Sport lehrt. Ihre Karriere beendete die dreimalige WM-Teilnehmerin 2016 (Bestleistung: 4,66 m). Die Kontakte zum LAZ sind geblieben, zu Alex Vieweg oder zu Andrei Tivontchik. Die Halle, das Stadion – ein Stück Heimat eben.

Das Speerwerfen fand zwischen den Stabhochspringen statt, und dort dürfte Uwe Hohn der prominenteste Beobachter in offizieller Mission gewesen sein. Der heute 60-Jährige aus Neuruppin war und ist ein Weltenbummler in Sachen Sport, vermittelte nach seiner Karriere sein Wissen als Trainer in Katar, China, Indien und Australien. In Zweibrücken betreute er Mackenzie Mielczarek (20). Die sportgeschichtlichen Schlagzeilen für die Ewigkeit schrieb Hohn 1984, als er im Berliner Jahnstadion den Fabelweltrekord von 104,80 Meter aufstellte. Danach wurde aus Sicherheitsgründen ein neuer Wettkampfspeer eingeführt, seitdem hat keiner die 100-Meter-Marke übertroffen.

Ob Alexander Vieweg mit den rund 300 Zuschauern zufrieden war? „Nicht wirklich“, sagte er nachdenklich, „es könnten deutlich mehr Zuschauer da sein“. Die Athleten hätten auch mehr Beifall und Begeisterung verdient. Vieweg, Ex-Speerwerfer, ließ es sich nicht nehmen, Christin Hussong aufzumuntern. „Das sieht nicht schlecht aus, was sie da macht, sie wird wieder kommen mit ihrer Fackel“, war er sich sicher.

Gleich alt wie der überragende „Stabi“ Hendrik Müller, der die Teilnahme an den U20-Europameister-schaften so gut wie in der Tasche hat, ist der Zweibrücker Lokalmatador Jakob Legner (18), der unter Trainer Alexander Gakstädter, ebenfalls Nachwuchs-Bundestrainer, noch um das Ticket für Jerusalem kämpft. Am Sonntag, am zweiten Tag des Meetings, der dem Nachwuchs vorbehalten war, überflog er 4,45 Meter und blieb 50 Zentimeter unter seiner eine Woche alten Bestmarke. Die fünf Meter-Marke bleibt sein Ziel.

Ein Zweibrücker, einer vom LAZ, ist Präsident des Leichtathletikverbandes Pfalz. Aber Thomas Beyerlein war nicht als Präsident gekommen, sondern als Schiedsrichter und LAZ-ler. Als Helfer, einer unter vielen. „Uns kostet das viel Mühe, aber ich spreche für alle, die hier helfen: Wir freuen uns auf nächstes Jahr. Das ist unsere Leidenschaft, wir wollen den Sportlern etwas bieten und den Zweibrückern auch. Ich würde mich freuen, wenn sie das in Zukunft wieder besser annehmen“, sagte Beyerlein.

Zugehörige Wettkämpfe

Datum Name Ort
03.–04.06.2023 Sky's the Limit 2023 Zweibrücken (Deutschland)