Eine Frage der Kleinigkeiten
Leichtathletik: Gold für Christin Hussong, Bronze für Raphael Holzdeppe und Platz vier für Sina Mayer: Das Trio des LAZ Zweibrücken überzeugte bei den deutschen Meisterschaften in Braunschweig mit seinen Platzierungen, aber mit ihren Leistungen waren sie nicht restlos zufrieden.
Braunschweig. Vierter Titel in Folge, davor schon die Goldmedaille 2016 in Kassel: Christin Hussong bleibt die dominierende Speerwerferin Deutschlands. Am Samstag in Braunschweig war sie aber bei ihrem Sieg mit 63,30 Metern nicht mit jedem Versuch zufrieden, schüttelte das ein oder andere Mal den Kopf und trat absichtlich über, weil das 600 Gramm schwere Wurfgerät die 60-m-Marke nicht erreichte.
„Der deutsche Meistertitel zählt. Ich bin sehr froh, dass ich ihn habe“, betonte die 27-jährige Herschbergerin. Zweifel ließ sie aber keine offen: „Es war nicht ganz so stabil heute. Ich kippte mit dem Oberkörper ein wenig ab. Bei den letzten Wettkämpfen war ich deutlich größer unter dem Speer. So aber fliegt der Speer nicht dorthin, wo ich ihn gerne hinwerfen möchte“, sagte die momentan Zweitbeste der Welt mit 69,19 Metern, erzielt eine Woche zuvor bei der Team-EM.
Vater und Trainer Udo Hussong, begleitet von Gaby, seiner Frau und Christins Mutter, blieb auf der Tribüne die Ruhe selbst, nahm die Würfe mit dem Tablet auf und analysierte sie mit seiner Tochter. „Wir können trotzdem zufrieden sein. Es sind manchmal Kleinigkeiten, zwei, drei Zentimeter an Schulter oder Hüfte entscheiden über fünf Meter Weite“, sagte der Coach und freut sich auf die kommenden Wochen. „Mal wieder in Ruhe Training zuhause, da arbeiten wir weiter, um ihre stabile Form zu halten“, sagte er.
Die beiden waren sich einig, dass auch solche Wettkämpfe wie der in Braunschweig wichtig sind. „Das ist auch mal ganz gut, denn wenn es läuft und läuft, macht man sich nicht so viele Gedanken, woran man noch arbeiten muss“, gibt Christin Hussong zu bedenken.
Mit 5,50 Meter national Dritter – das ist nicht ganz das Niveau des Weltmeisters von 2013, Raphael Holzdeppe. Der „Fehler“ ist klar definiert: „Den Anlauf in den Griff zu bekommen, war in den letzten Monaten meine Hauptaufgabe und wird es bleiben. Ich bin auf jeden Fall noch beim Himmelsstürmer-Cup in Zweibrücken und bei den Classics in Leverkusen am Start.“ Seine vierte Olympiateilnahme hat er nicht abgeschrieben. „Raphael hat die Norm seit 2019 und steht unter den besten 32 der Welt, das sieht gut aus. Aber er muss wie alle noch mal 5,70 Meter springen, um die Form zu bestätigen“, erläuterte Bundestrainer Andrei Tivontchik. Oleg Zernikel ist mit seinen 5,80 Meter als Meister in Tokio sicher qualifiziert. Tivontchik: „Raphael ist sehr schnell, da muss im Anlauf schon alles zusammen passen, gerade, wenn er bei weiteren Höhen den Stab wechselt. Er hat das Potenzial, ein paar Technikeinheiten und Wettkämpfe noch, dann kann er das bringen.“ Er verweist auf die vielen Kleinigkeiten beim Stabhochsprung. Und das ist dann nichts anderes als beim Speerwerfen ...
Mit 11,41 Sekunden als Vorlaufzweite hatte sich Sina Mayer direkt fürs 100-Meter-Finale qualifiziert, wo sie unter Deutschlands besten Sprinterinnen mit 11,34 Sekunden Platz vier belegte, knapp an den Medaillen vorbeilief. Ärgerlicher Platz? „Ich bin dennoch mit dem Platz zufrieden. Es wäre schön gewesen, wenn die Zeit einen Tick schneller gewesen wäre“, sagte die Master-Studentin des Gesundheitsmanagements in Saarbrücken, wo sie meistens lebt und wo sie bei Weitsprung-Bundestrainer Uli Knapp trainiert, gemeinsam mit 400-m-Läuferin Laura Müller und seit diesem Jahr auch mit Weitsprung-Weltmeisterin Malaika Mihambo. „Eine echt tolle Gruppe, es macht richtig Spaß, ich fühle mich da sehr wohl und mir geht es auch gesundheitlich wieder sehr gut“, sagte die 26-Jährige aus Schönenberg-Kübelberg nach ihrem vierten Saisonwettkampf. Vor genau einem Jahr war sie an der Leiste operiert worden und musste komplett auf die Sommersaison verzichten.
In Dessau war sie diese Saison mit 11,30 Sekunden am schnellsten gewesen, 11,25 Sekunden aus dem Jahr 2017 sind ihre Bestzeit, an die sie wieder heran will. Damals hatte sie Bronze bei der U23-EM geholt. Zwei Rennen hat sie noch, in Regensburg und Leverkusen, das Olympia-Flugzeug sieht sie noch nicht ganz abgeflogen, trotz der dichten deutschen Konkurrenz. Vielleicht gibt es ja ein Staffelplätzchen ... Sina Mayer: „Es sind schon einige da. Bei uns Sprinterinnen ist es wie immer sehr spannend.“
Zugehörige Wettkämpfe
Datum | Name | Ort |
---|---|---|
05.–06.06.2021 | Deutsche Meisterschaften 2021 | Braunschweig (Deutschland) |
20.06.2021 | Sparkassen Gala Regensburg 2021 | Regensburg (Deutschland) |
27.06.2021 | True Athletes Classics 2021 | Leverkusen (Deutschland) |
19.06.2021 | Sky's the Limit 2021 | Zweibrücken (Deutschland) |
23.07.–08.08.2021 | Olympische Sommerspiele 2020 | Tokio (Japan) |
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