Emotionale Siege
Gold für Kenias Yego und Kubanerin Yarisley Silva
Favoritensiege in den beiden technischen Disziplinen des fünften WM-Tages in Peking: Der Kenianer Julius Yego gewann das Speerwerfen mit 92,72 Metern, die Kubanerin Yarisley Silva den Stabhochsprung mit 4,90 Metern.
„Als der abwarf, dachte ich nicht, dass der Speer auf 92 Meter zieht“, gab sich Bundestrainer Boris Obergföll perplex, und Udo Hussong, der Vater und Trainer von Christin Hussong, saß auf der Haupttribüne und staunte nicht schlecht: „Ich hatte nie geglaubt, dass ein Kenianer so weit werfen kann, jetzt habe ich es live gesehen.“ Yegos Wurf war der achtweiteste der Geschichte, und nur Jan Zelezny (Tschechien, 98,48) und der Finne Aki Parviainen (93,09) warfen jemals weiter.
„Ich kann gar nicht sagen, wie glücklich ich bin. In Moskau verlor ich die Medaille im letzten Durchgang, dann habe ich hart gearbeitet, jetzt bin ich der erste Kenianer, der mit dem Speer gewann, das ist unglaublich“, sagte das 1,79 Meter große Kraftpaket. Nach seinem 92er-Wurf hatte er Schmerzen im Fuß, er ließ zwei Versuche aus und machte den letzten ungültig.
„Diese Technik kann keiner besser als Yego: Hohe Anlaufgeschwindigkeit, mit dem linken Stemmbein fast auf Null abbremsen, dann geht die ganze Energie in die Schulter und der Speer fliegt und fliegt“, erklärte Obergföll. Und: „Der Ägypter El Sayed hat Arme wie ein Kran und Tero Pitkämäki kann’s halt. Mir tut in der Seele weh, dass Thomas Röhler mit dieser Topserie nur Vierter wurde“, bedauerte Obergföll, „Andreas Hofmann hat mehr drauf gehabt, schade, und Johanns Vetter warf bei seiner ersten WM phänomenal.“ Die Deutschen belegten die Plätze vier, sechs und sieben, was ein ganz starkes Ergebnis ist. Der Bundestrainer hat in dieser Disziplin ein Luxusproblem.
In der spannenden Stabhochsprungentscheidung entriss die Siegerin von Jockgrim, Yarisley Silva (28), mit ihrem Sprung über 4,90 Meter im dritten Versuch der Brasilianerin Fabiana Murer (34) noch den Sieg. Die Weltmeisterin von 2011 hatte bis dahin die wenigsten Fehlversuche. „Oh, bin ich erleichtert, das war ein hartes Stück Arbeit, Fabiana hat mich herausgefordert und gepuscht. Es ist immer sehr emotional, sich mit ihr zu messen. Jetzt will ich auch Gold in Rio“, sagte Silva, die so viele Sprünge brauchte wie keine andere, nämlich 14, und dann noch drei freiwillig anhängte – über 5,01 Meter.
Martina Strutz und Lisa Ryzih (ABC Ludwigshafen) wurden mit 4,60 Meter Achte und Zwölfte. Bundestrainer Andrei Tivontchik konnte die Plätze gut einordnen: „Lisa hat nach ihrem Stabbruch und der Handverletzung Anfang des Monats einfach die Stabilität gefehlt, Strutzi machte ihre Sache gut, aber im dritten Versuch über 4,70 Meer war eben der Stab zu weich.“ Lisa Ryzih war enttäuscht: „Ich war richtig gut in Form in diesem Sommer, aber mit dem Stabbruch war auf einmal alles weg. Ich hatte drei Wochen kein Techniktraining. Aus dem Bett fallen und 4,60 Meter springen, das geht, aber vorne mitmischen geht halt nicht.“
Zugehörige Wettkämpfe
Datum | Name | Ort |
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22.–30.08.2015 | Weltmeisterschaften 2015 | Peking (China) |
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