Favorit auf die Goldmedaille
LAZ-Speerwerfer startet bei U 20-WM im kanadischen Moncton in Qualifikation
Speerwerfer Till Wöschler zählt zu den Favoriten auf die Goldmedaille bei der U 20-WM im kanadischen Moncton. Mit 78,64 Metern führt der 19-jährige Abiturient die Weltbestenliste an. Heute muss er sich in der Qualifikation beweisen.
Zweibrücken. Donnerstag 19.30 Uhr im Westpfalzstadion. Es ist noch bullig heiß. Doch das stört Till Wöschler, Speerwerfer des Leichtathletikzentrums (LAZ) Zweibrücken, und seinen Trainer Matthias Brockelt wenig. Wollten die beiden etwa der Hitze entfliehen und trainieren erst verspätet? Mitnichten. Die beiden üben für den Endkampf bei den U 20-Weltmeisterschaften in Moncton (Kanada), wo am Freitag, 23. Juli, um die gleiche Zeit das Finale der A-Jugend ausgetragen wird.
„Wir wollen den Wettkampf in Kanada genau um die gleiche Uhrzeit simulieren“, erklärt der 44-jährige hauptamtliche Trainer, unter dessen Fittichen sich Till Wöschler in den letzten beiden Jahren zu einem Weltklassewerfer entwickelt hat. „Da Till nicht gewohnt ist, so spät zu werfen, mussten wir in die Trickkiste greifen“, erklärt Brockelt und lacht über das ganze Gesicht. Unbeeindruckt von dem Prozedere ist der LAZ-Speerwerfer, der mit 78,64 Metern auch die Weltbestenliste in seiner Altersklasse anführt. Fast automatisiert sind seine Bewegungen beim Anlauf, dem Umsetzen und dem Stemmschritt mit dem explosiven Armzug beim Abwurf. Sein Trainer ist zufrieden, gibt nur kleine Korrekturansätze.
Matthias Brockelt und der Abiturient, der ab Herbst in den B-Kader des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV) aufsteigt, sind ein eingespieltes Team. Da stimmt die Belastung und Entlastung. Da wird nichts dem Zufall überlassen, aber auch kein allzu großes Risiko vor dem Saisonhöhepunkt WM eingegangen. So durfte der Abiturient, der ab Oktober der Sportfördergruppe der Bundeswehr in Mainz angehört, bei einem Beachvolleyball-Turnier nur beidbeinig abspringen, um bei der Landung keine Verletzung zu riskieren. „Diese Spielchen dienen der Entspannung, lenken etwas ab“, betont Brockelt.
„Unser Ziel in Moncton ist eine Medaille“, lautet ihr Anspruch. Und der kommt nicht von ungefähr, denn der erste Platz in der Weltrangliste weckt gewisse Begehrlichkeiten. Denn der Zweitplatzierte ist ein Amerikaner und der Dritte ein Russe, listet Brockelt das derzeitige Ranking auf. Doch die beiden haben schon einen gehörigen Abstand. „Wenn Till in Kanada seine bisherige Leistung abruft, dann ist mir nicht bange. Denn Till ist ein Wettkampftyp, der selbst im sechsten Versuch noch einen raushauen kann“, wie es in der Werfersprache heißt, sagt Brockelt.
Das gewachsene Selbstbewusstsein des Athleten und seines Trainers kommt nicht von ungefähr. Hat doch der Zweibrücker mit dem Gardemaß von 1,97 Meter und über 110 Kilogramm in dieser Saison geradezu überragend Ergebnisse erzielt und sich bis auf drei Zentimeter an den Deutschen Jugendrekord von Matthias de Zordo (SV schlau.com Saarbrücken) herangepirscht. Für seine Konstanz spricht, dass der Junioren-EM-Zweite des vergangenen Jahres in Sarajewo in dieser Saison seine Bestleistung von 74,71 auf 78,64 Meter gesteigert hat.
Wöschler hat damit in keinem seiner sechs Wettkämpfe unter 75 Meter geworfen und damit fast spielerisch die vom DLV geforderte WM-Qualifikation von 68,50 Metern übertroffen. „Sein schlechtestes Ergebnis waren 75,83 Meter in Halle.“ Doch das schlägt kaum zu Buche, ist er doch allen deutschen Speerwerfern seiner Altersklasse „um Längen voraus“, wie es der LAZ-Trainer salopp formuliert.
Das lässt sich schon am zweiten deutschen WM-Starter Thomas Röhler vom TuS Jena ablesen, wenn allein das Ergebnis der Junioren-Gala von Mannheim zurate gezogen wird. Till Wöschler gewann mit 77,16 Metern und Röhler wurde Dritter mit 71,30 Metern.
In den höchsten Tönen schwärmt Matthias Brockelt von seinem Schützling. Doch hält der 44-Jährige wiederum den Ball flach, da er der ausgezeichneten Saison nicht traut. „Till war bisher nur zwei Tage wegen einer Verhärtung in der Wade außer Gefecht. Das ist für einen Speerwerfer in dieser Kategorie äußerst ungewöhnlich“ (Brockelt). Eine bessere Vorbereitung für die WM könne er sich nicht vorstellen.
“Till Wöschler kann sich bei der WM nur selbst schlagen.“
Dabei hatte der LAZ-Trainer das Leistungsvermögen seines Schützlings bereits vor dem Saisonstart richtig taxiert. „Till kann 78 Meter werfen“, hatte er orakelt. Verblüfft hat ihn jedoch „das einzigartige Niveau“ des 19-Jährigen, der nach seinem Abitur richtig aufgeblüht ist. „Aufgrund der Ergebnisse kann Till sich nur selbst schlagen. Er darf nicht verkrampfen“, betont Matthias Brockelt, der selbst vor Ort ist.
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