„Gerade in diesem Jahr etwas ganz Spezielles“
Nicht nur Speerwerferin Christin Hussong freut sich, dass am Samstag beim Sky’s the Limit in Zweibrücken bis zu 500 Zuschauer, somit auch Freunde und Familie, dabei sein dürfen. Auch ohne den verletzten Raphael Holzdeppe erwartet das LAZ hochkarätige Wettbewerbe.
Zweibrücken. Langweilig ist es den Organisatoren des LAZ Zweibrücken auch im Endspurt zum Meeting hin nicht geworden. Die Genehmigung höherer Zuschauerzahlen, das Freischalten des Online-Ticketings, die bis zum Schluss vorhandenen Bewegungen in den Starterfeldern – wie durch die verletzungsbedingte Absage von Lokalmatador Raphael Holzdeppe –, die Anreise der Athleten, Shuttle für die Stäbe, Corona-Tests – all das ist nur ein Auszug dessen, was das Team um Meeting-Direktor Alexander Vieweg kurz vor dem Startschuss des Sky‘s the Limit im Westpfalzstadion noch auf Trab hält. Ganz unabhängig von dem Planungsmarathon zu Pandemiezeiten zuvor. „Man hat in der derzeitigen Lage eigentlich nur ein paar Wochen, um überhaupt etwas auf die Beine zu stellen“, erklärt Vieweg, Vorstand Spitzensport und Marketing. „Das macht es spannend.“ Das „Krasse“ sei eigentlich, „dass man für jedes Problem, jede Eventualität doch immer noch irgendwie eine Lösung hinbekommt“. Und so ist die Vorfreude auf die erste Sportveranstaltung in Zweibrücken mit Zuschauern seit dem Corona-Lockdown groß. Darauf, dass es endlich losgehen kann mit den Duellen in den internationalen Speerwurf- und Stabhochsprungfeldern.
Voll positiver Erwartung ist auch Lokalmatadorin Christin Hussong. Die knapp zweiwöchige Wettkampfpause seit Turku am 7. Juni, wo die LAZ-Speerwerferin nur zwei Tage nach dem DM-Sieg (63,30 m) mit Stadionrekord von 66,63 Metern ganz vorne landete, habe ihr gut getan. „Ja“, sagt sie mit einem herzhaften Lachen. Nach den vielen, sehr erfolgreichen Meetings zuvor, nach ihrem Rekordwurf auf 69,19 Meter „war ich körperlich gar nicht so arg müde, es war wirklich einfach vom Kopf her sehr anstrengend“, erklärt die 27-Jährige. Umso mehr habe es sie gefreut, dass sie in Turku gesehen hat, „ich kann auch 66 Meter werfen, wenn ich vom Kopf her müde bin.“ Ein gutes Zeichen Richtung Olympische Spiele in Tokio, von denen sie nach der Absage im Vorjahr kaum zu hoffen gewagt hat, dass sie in diesem Sommer tatsächlich stattfinden werden. Doch bevor Hussong in rund vier Wochen in den Flieger nach Japan steigt, fiebert sie erstmal dem Heimspiel im Westpfalzstadion entgegen. Denn auch ihr dritter Anlauf beim Sky’s the Limit ist für die Herschbergerin noch ein besonderer. „Das ist immer etwas ganz Spezielles, aber gerade in diesem Jahr ist es die einzige Möglichkeit, bei der mich meine Freunde und Familie live sehen können“, erklärt die Europameisterin. Normalerweise wären auch einige von ihnen bei der DM dabei gewesen, „nach Tokio wäre normalerweise auch meine Mama nachgekommen – in diesem Jahr ist das aber alles nicht möglich. Von daher freut es mich umso mehr, dass sie alle, die so mitfiebern, mich auch nochmal werfen sehen können. Das ist schon schön.“
In den Wettkampf in ihrem sportlichen „Wohnzimmer“ geht die Titelverteidigerin als klare Favoritin. „Es war eine Herausforderung, das Feld zusammenzustellen“, erklärt Vieweg, dass viele der Athletinnen, die das LAZ gerne gehabt hätte, am Wochenende bei einem weiteren Teil der Team-EM starten werden. Neben der deutschen Konkurrenz um Dana Bergrath (Leverkusen), Christine Winkler (Leipzig) und Julia Ulbricht aus Rostock, die bereits im Vorjahr in Zweibrücken geworfen und noch Chancen auf einen internationalen Einsatz im Juniorenbereich hat, werden es die beiden Italienerinnen Carolina Visca und Sara Jemai sowie die Polin Klaudia Regin mit Hussong aufnehmen. „Ich freue mich jetzt riesig auf Samstag“, sagt die LAZ-Werferin.
Mit weniger großer Freude wird der Zweibrücker Stabhochspringer Raphael Holzdeppe am Samstag das Westpfalzstadion betreten. Nach seiner Knorpelverletzung am Knie und dem damit verbundenen vorzeitigen Ende der Olympia-Saison ist der 31-Jährige zum Zuschauen verdammt. In der stark besetzten Stabhochsprung-Konkurrenz der Männer darf er dennoch spannende Höhenflüge erwarten. „Hier konnten wir uns kaum retten vor Anfragen“, erklärt Vieweg. Für Oleg Zernikel vom ASV Landau, der unter der Obhut von Bundestrainer Andrei Tivontchik seit einigen Monaten mehrmals in der Woche beim LAZ trainiert, ist das Sky’s the Limit so etwas wie ein Heimspiel. Der deutsche Meister, der die Olympianorm von 5,80 Metern in Braunschweig abgehakt hat, kann die letzten Springen vor Tokio recht entspannt angehen. Anders sieht das für Bo Kanda Lita Baehre aus. Der Leverkusener wird seinen Kampf um die Olympianorm in Zweibrücken fortsetzen. Seine Bestmarke von 5,81 Metern aus dem Vorjahr zählt coronabedingt nicht als Quali für Tokio. In diesem Sommer hat der 22-Jährige bislang 5,70 Meter stehen. Sein Vereinskollege Torben Blech, der im Winter in der Halle 5,86 Meter gesprungen ist, hat im Olympia-Sommer bislang 5,60 Meter überflogen. Die Olympianorm von 5,80 hat er zwar bereits in der Tasche, braucht aber noch einmal die Bestätigungshöhe von 5,70 Metern. Ben Broeders, der Titelverteidiger aus Belgien, könnte am Samstag seinen dritten Sieg in Folge beim LAZ-Meeting feiern. Dagegen wird aber auch der Halter des Meetingrekords von 5,85 Metern, Menno Vloon aus den Niederlanden, etwas einzuwenden haben. Er hat in der Hallensaison starke 5,96 Meter überflogen und im Olympia-Sommer bislang 5,80 stehen. „Das freut mich tierisch, dass er kommt“, erklärt Alexander Vieweg. In der Lage, in dem starken Feld vorne mitzumischen, ist auch der Schwede Melker Svärd Jacobsson. „Das ist eine geile Mischung“, freut sich der Meeting-Direktor – bei aller Enttäuschung, dass Holzdeppe nicht dabei sein kann. Nachdem am Freitag noch der norwegische Rekordhalter Sondre Guttormsen seine Teilnahme abgesagt hat, rückten zwei deutsche Springer nach. Neben dem Leverkusener Philip Kass darf sich nun auch LAZ-Athlet Nico Fremgen in dem starken Feld messen. Mit dem Petersberger wird somit neben Christin Hussong im Speerwurf auch im Stabhochsprung der Männer ein Lokalmatador vertreten sein.
Schon länger ohne Zweibrücker Beteiligung auskommen muss der Stabhochsprung der Frauen. Und auch die deutsche Hallenmeisterin Lisa Ryzih (ABC Ludwigshafen), die beim LAZ ihre sportliche Karriere begann, hat ihren Start kurzfristig abgesagt. In die Luft schwingen werden sich in Zweibrücken aber die deutsch Meisterin Jacqueline Otchere (MTG Mannheim), die Leverkusenerin Katharina Bauer die starke Schwedin Michaela Meijer, Leni Wildgrube (SC Potsdam), Lauré Scheutzow (SC Potsdam), Dovile Scheutzow (Bayer Leverkusen) und Anne Berger (VfL Gladbeck).
Zeitgleich mit den Stabhochspringerinnen greifen am Samstag Nachwuchswerferinnen und -werfer der U20 und U23 zum Speer. „Wir wollen diesen Athleten, die noch Chancen auf internationale Wettkämpfe haben, eine Möglichkeit zur Normerfüllung bieten“, betont Vieweg. Insgesamt sei es das Hauptziel des LAZ, den internationalen Athleten in Zeiten der Corona-Pandemie ein attraktives Meeting anzubieten, bei dem sie von einem größtmöglichen Publikum angefeuert werden und sich dennoch sicher fühlen können. Dafür solle alles, was möglich ist, getan werden.
So werden die Athleten am Wettkampftag alle von einem medizinischen Team durchgetestet und auch den Zuschauern ist der Eintritt nur mit aktuellem Schnelltest (nicht älter als 24 Stunden) oder dem Nachweis über eine vollständige Schutzimpfung beziehungsweise einer Genesung nach einer Corona-Infektion möglich. Nur aufgrund dieses Konzeptes habe das LAZ die Ausnahmegenehmigung für 500 Zuschauer von Ordnungsamt und Stadt erhalten – obwohl die Inzidenz Anfang der Woche noch über der 50er Grenze lag.
Zu diesem Konzept gehört auch, dass der Sportlerbereich von dem der Zuschauer abgetrennt wird. „Der Athlet verdient sein Geld mit dem Sport, wir haben Olympiakandidaten dabei, ich möchte nicht, dass hier etwas passiert“, erklärt Vieweg. Die Zuschauer müssen sich vorab registrieren, was kostenfrei über die Homepage des Vereins www.laz.de oder direkt den Anbieter Eventbrite (www.eventbrite.de/o/laz-zweibruecken-ev-33653012553) möglich ist. Beim Bewegen auf dem Gelände, auch an den Essens- und Getränkeständen, besteht eine Maskenpflicht. Auf den Sitzplätzen kann die Maske abgenommen werden.
Trotz dieses Aufwands freuen sich die Verantwortlichen riesig, dass am Samstag Zuschauer im Westpfalzstadion dabei sein werden. „Einfach, dass die Stimmung da ist, dass die Atmosphäre passt – das ist das, was am Ende die Leistung bringt“, betont Vieweg. Die Hälfte der Tickets war gestern Mittag weg. „Wir können auch am Samstag noch Registrierungen vornehmen, aber wenn es voll ist, ist es voll.“ Auch die Athleten seien froh, „dass wir hier Zuschauer haben“, erzählt Alexander Gakstädter, sportlicher Leiter und Stabhochsprungtrainer des LAZ, vom Feedback der Teilnehmer. Und so ist sich das Organisationsteam sicher, erneut eine runde Veranstaltung mit Top-Athleten und zahlreichen Leichtathletik-Fans erleben zu dürfen. „Die Ergebnisse werden sicher bombe“, schätzt Vieweg, dem auch am Meeting-Tag selbst alles andere als langweilig sein wird.
Das Sky’s the Limit des LAZ wird am Samstag auch via Livestream auf sportdeutschand.tv zu sehen sein.
Voraussichtliches Starterfeld
Speerwurf Frauen
- Christin Hussong (LAZ Zweibrücken) Persönliche Bestleistung 69,19, Saisonbestleistung 69,19 m
- Christine Winkler (SC DHfK Leipzig) PB 59,70 m, SB 58,27 m
- Dana Bergrath (Bayer Leverkusen) PB 60,60 m, SB 52,20 m
- Klaudia Regin (Polen) PB 57,59 m, SB 54,87 m
- Carolina Visca (Italien) PB 58,47 m, SB 52,66 m
- Sara Jemai (Italien) PB 58,19 m, SB 56,21 m
- Julia Ulbricht (1. LAV Rostock) PB 55,55 m, SB 55,14 m
Stabhochsprung Männer
- Oleg Zernikel (ASV Landau) PB 5,80 Meter, SB 5,80 m
- Bo Kanda Lita Baehre (Bayer Leverkusen) PB 5,81 m, SB 5,70 m)
- Torben Blech (Bayer Leverkusen) PB 5,80 m, SB 5,60 m
- Titelverteidiger Ben Broeders (Belgien) PB 5,80 m, SB 5,62 m
- Meetingrekordhalter Menno Vloon (Niederlande) PB 5,85 m, SB 5,80 m
- Melker Svärd Jacobsson (Schweden) PB 5,71 m SB 5,50 m
- Simen Guttormsen (Norwegen) PB 5,60 m, SB 5,60 m
- Philip Kass (Bayer Leverkusen) PB 5,50 m, SB 5,50 m
- Nico Fremgen (LAZ Zweibrücken) PB 5,20 m, SB 5,10 m
Stabhochsprung Frauen
- Jacqueline Otchere (MTG Mannheim) PB 4,60 m, SB 4,55 m
- Katharina Bauer (Bayer Leverkusen) PB 4,65 m, SB 4,40 m
- Michaela Mejer (Schweden) PB 4,83 m, SB 4,60 m
- Leni Wildgrube (SC Potsdam) PB 4,40 m, SB 4,40 m
- Lauré Scheutzow (SC Potsdam) PB 4,10 m, SB 4,10 m
- Dovile Scheutzow (Bayer Leverkusen) PB 4,10 m, SB 3,95 m
- Anne Berger (VfL Gladbeck) PB 4,25 m, SB 4,25 m
Zeitplan
- 14.30 Uhr Stabhochsprung der Frauen
- 14.35 Uhr Speerwurf der weiblichen U23 sowie der männlichen und weiblichen U20
- 17.30 Uhr Stabhochsprung der Männer
- 17.35 Uhr Speerwurf der Frauen
Zugehörige Wettkämpfe
Datum | Name | Ort |
---|---|---|
19.06.2021 | Sky's the Limit 2021 | Zweibrücken (Deutschland) |
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