„Hatte vielleicht die besten Nerven“
Speerwerferin Christin Hussong vom LAZ Zweibrücken hat am Donnerstag das Diamond League-Meeting in Oslo gewonnen. Obwohl eine Polin fünf Zentimeter weiter geworfen hatte, gewann die 27 Jahre alte Herschbergerin – dank einer neuen Regel.
Oslo/Zweibrücken. „Ich bin am Freitag um 6.30 Uhr von Oslo nach Frankfurt zurückgeflogen“, berichtet die aktuelle Weltjahreszweite. Zuvor war die Herschbergerin vom Meeting im schweizerischen Luzern am Dienstagabend, wo sie ebenfalls gewonnen hatte, am Mittwoch gleich durchgestartet gen Norwegen. „Das war das erste Mal, dass ich direkt von einem Wettkampf zum anderen weitergereist bin. Das war schon anstrengend“, findet die 27-Jährige.
Bei den Bislett Games im norwegischen Oslo war Hussong die einzige der acht Starterinnen – darunter die Weltjahresbeste Maria Andrejczyk aus Polen, die Australierin Kelsey-Lee Barber und die Weltrekordhalterin Barbora Špotáková aus Tschechien –, die es schaffte, den Speer in jedem ihrer sechs Versuche jenseits der 60Meter-Marke zu platzieren. 60,78, 60,36, 62,62, 60,68, 60,44 und 60,95 Meter lautete Hussongs gute Serie. Das Meeting gewann sie mit 62,62 Meter vor der Polin Maria Andrejczyk (62,67 m), obwohl die fünf Zentimeter weiter geworfen hatte.
Neue Regel skeptisch beäugt
Das ist so, weil seit diesem Jahr in der Diamond League die besten drei Athletinnen nach fünf Versuchen ein Mini-Finale im sechsten Versuch austragen, dass über die Gesamtplatzierung entscheidet. Und da lag Hussong (60,95 m) eben vor Andrejczyk (60,35 m) und Barber (59,30 m). Richtig warm wird Hussong mit der Neuerung aber nicht. „Das ist komisch, und das empfinden wohl alle Athleten so. Du wirfst fünfmal, nur damit du am Ende noch mal einen Versuch hast. Ich hatte diesmal zwar das Glück auf meiner Seite, aber es ist schwierig, sich zu über den Sieg freuen, wenn man gar nicht am weitesten geworfen hat“, meint Hussong.
Technisch seien ihre Würfe bei guten äußeren Bedingungen mit kaum Wind nicht ganz so sauber gewesen, meint sie. Beim Einwerfen sei ein Wurf dabei gewesen, bei dem sie dachte: „So muss ich’s nachher machen“. Im Wettkampf sei ihr aber das Ansteuern dann ein bisschen schwer gefallen, wie auch allen anderen Athletinnen, die sich mitten in der Olympia-Vorbereitung befinden. Zuversichtlich stimmt Hussong allerdings, dass sie im Finale des sechsten Versuchs ihre Nerven vielleicht besser im Griff hatte als ihre Konkurrentinnen. Sie führt die Diamond-League-Gesamtwertung nun nach einem von drei Wettbewerben mit acht Punkten vor Andrejczyk (7) und Barber (6) an. Hussongs nächster Wettkampf steht am Freitag, 9. Juli, in Monaco an – beim nächsten Diamond-League-Meeting.
Warholms Rekord verpasst
Vom sagenhaften Weltrekord des norwegischen Lokalmatadoren Karsten Warholm über 400 Meter Hürden hat sie nichts mehr mitbekommen. Der 25-Jährige unterbot in 46,70 Sekunden die 29 Jahre alte Bestmarke des US-Amerikaners Kevin Young bei den Olympischen Spielen 1992 in Barcelona um acht Hundertstelsekunden. „Da saß ich leider schon im Bus auf dem Weg zum Hotel“, bedauerte Hussong lachend. Immerhin: Den schwedischen Stabhochspringer und Mit-Europameister 2018 von Berlin, Armand „Mondo“ Duplantis, hatte sie sich zuvor noch anschauen können, der mal wieder sechs Meter (6,01 m) übersprang, siegte und danach dreimal an der neuen Weltrekordhöhe von 6,19 Meter scheiterte.
Zugehörige Wettkämpfe
Datum | Name | Ort |
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01.07.2021 | Diamond League Oslo 2021 | Oslo (Norwegen) |
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