Hoch hinaus
Der fünfte Himmelsstürmer-Cup des LAZ Zweibrücken hatte gestern mit dem Wetter zu kämpfen, Regen gab’s in zahlreichen Varianten. Heute folgen die Elitefelder mit Weltmeisterin Yarisley Silva sowie Vize-Weltmeister und Lokalmatador Raphael Holzdeppe.
12 UHR, ES TRÖPFELT LEICHT. Gerade springt der Stabhochsprung-Nachwuchs. Bernhard Brenner, Vorsitzender des LAZ Zweibrücken, gleichzeitig auch Trainer der kleinen Zweibrücker Himmelsstürmer, hat zu tun. Er moderiert den Wettkampf am Mikrofon, Profi-Moderator Michael Werling aus Jockgrim kommt erst heute. Daneben filmt der 30-Jährige die Sprünge seiner Schützlinge und erteilt Korrekturen. „Du musst mehr mit den Armen arbeiten, nicht den Oberkörper klein machen“, rät Brenner dem kleinen Mirza Terzic. Der Springer des Jahrgangs 2004 versucht sich mit 2,75 Meter an einer Bestleistung–diesmal noch vergeblich.
Geschafft hat das vor ihm trotz der widrigen Bedingungen – Regen und nur 18 Grad – Mareike Beyerlein. Die Elfjährige sprang neue Bestleistung mit genau 2,00 Meter. „Das erste Mal eine Zwei vor dem Komma“, lobt Brenner, der nebenher noch Fahrdienste koordiniert, nämlich wer vom Verein wann welche Athleten des Elitefeldes von welchem Flughafen abholt. „Jetzt fährt gerade jemand nach Köln, Yarisley Silva abholen“, sagt er.
13.15 UHR, ES REGNET SICH EIN Der Himmel zieht sich zu. Aber LAZ-Vorstand Alexander Vieweg sagt zuversichtlich: „Es wird besser“. Frauen-Bundestrainer Tivontchik ist mit Regenjacke, Kappe und Schirm jedenfalls für alles gerüstet. Der Nachwuchs an den Stäben behilft sich mit Wolldecken zwischen den Versuchen, ein Athlet hält dem anderen am Anlauf einen Schirm über den Kopf.
Brenner kennt das inzwischen professionell organisierte Stabhochsprung-Meeting noch aus anderen Zeiten. Heute, bei der fünften Auflage, ist es ein anerkannter Qualifikationswettkampf für die EM in Amsterdam und die Olympischen Spiele in Rio de Janeiro. Bei den früheren Marktplatz springen, Showereignissen auf dem Platz vor der Zweibrückener Alexanderskirche ab Mitte der 1980er Jahre, sprang er selbst noch als Jugendlicher mit – wie Lokalmatador Raphael Holzdeppe. Auch Andrei Tivontchik, Bronzemedaillen-Gewinner bei Olympia in Atlanta 1996, griff für das LAZ dort noch zu den Stäben.
Damals wollte der 1988 gegründete Verein unter dem Vorsitz von Dieter Kruber den Leuten zeigen, wie Stabhochsprung funktioniert. „Wir haben das immer am Ende der Saison gemacht, an einem verkaufsoffenen Sonntag. Die Leute kamen nicht unbedingt ins Stadion, deshalb sind wir zu ihnen gegangen“, erzählt Helmut Kruber, LAZ-Trainer und Sohn des 2005 verstorbenen Dieter Kruber. Aber damals habe es noch keinen von einem Vermessungsingenieur abgenommenen Anlaufsteg gegeben, keine Doping-Kontrolle, es war eben kein offizieller Wettkampf. Nach dem Tod Krubers fanden die Meetings eine ganze Weile nicht mehr statt.
14.30 UHR, ES REGNET BINDFÄDEN 15 Minuten hält der Nachwuchs den Wassermassen Stand, dann geht nichts mehr. Um 14.45 Uhr wird der Wettkampf unterbrochen, die Stabhochsprungmatte abgedeckt. Kritische Blicke der Verantwortlichen.
2012 belebte der neue VTZ-Vorstand um Brenner und Vieweg die Springen in der Halle und im Freien dann neu. Hallenstürmer und Himmelsstürmer-Cup hieß das sinnvollerweise, zunächst wurde noch auf dem Platz vor dem Rathaus gesprungen. Auch einen vereinseigenen Steg hatte der Verein bald, 42 flexibel einstellbare Aluminiumelemente à 2,50 Meter. Die waren auf Vorschlag Brenners bei seinem Arbeitgeber Bosch von Azubis zum Ende ihrer Lehrzeit gebaut worden. Im Januar 2016 sprang die junge Finnin Wilma Murto beim Hallenstürmer-Cup in der vereinseigenen Halle auf eben diesem Steg mit 4,71 Meter U20-Weltrekord. Heute und morgen dient der Anlaufsteg aber nur als Unterbau der VIP-Lounge, eine Woche vor den deutschen Meisterschaften will kein Athlet mehr auf einem Steg springen.
15.30 UHR, DER HIMMEL REIßT AUF Vereinzelt sieht man sogar einen blauen Himmel, wärmer wird es auch. „Auf geht’s, Mädels“, fordert Bundestrainer Tivontchik die Stabhochspringerinnen auf. Gleich sollen die B-Felder antreten. Da starten inzwischen viele Springer, die in den Vorjahren noch im Elitefeld dabei waren. Das Niveau ist in den letzten Jahren deutlich gestiegen. Heute um 11 Uhr misst sich die Weltmeisterin und Weltjahreszweite, Yariley Silva aus Kuba, mit Murto, Silke Spiegelburg, Katharina Bauer oder Anjuli Knäsche. Gegen 15 Uhr konkurriert der Weltmeister von 2013, Raphael Holzdeppe, unter anderem mit dem Kubaner Lazaro Borges und einer großen Leverkusener Fraktion um Tobias Scherbarth und Karsten Dilla.
16 UHR, DIE SONNE KOMMT DURCH Sogar die Sonne lässt sich blicken. Das nützt Lilli Schnitzerling: Die Leverkusenerin gewinnt den Wettkampf im B-Feld der Frauen mit 4,20 m vor der Finnin Aino Siitonen (4,20) und Martina Schulze (4,10). Danach trödeln die Männer beim Einspringen, es wird wieder dunkler. Konsequenz: 18.45 Uhr, fünf, sechs Sprünge sind erst gemacht. Dann kommt ein Wolkenbruch. Ende offen, heute geht's weiter. Wenn’s nicht regnet...
Zugehörige Wettkämpfe
Datum | Name | Ort |
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11.–12.06.2016 | Himmelsstürmer-Cup 2016 | Zweibrücken (Deutschland) |
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