Holzdeppe darf wieder träumen
Raphael Holzdeppe ist zurück. Wieder einmal. Nicht nur die Höhenflüge des LAZ-Stabhochspringers beeindrucken, sondern vor allem die Art und Weise, wie sich der 25-Jährige in Nürnberg den Traum vom ersten DM-Gold erfüllte. Es war eine Demonstration der zurückgekehrten Stärke. Souverän, abgezockt, unfassbar cool. Ganz so, so als hätte es das Seuchenjahr 2014 nie gegeben. Unbeschwert fliegt er bei den Deutschen Meisterschaften jeweils im ersten Anlauf über 5,60, 5,70 – und 5,94 Meter. Die Höhen dazwischen lässt Holzdeppe einfach mal aus. Genauso wie man ihn von früher kennt.
Auch so losgelöst jubelnd. Das Grinsen bekommt der Weltmeister, der bislang noch nie den nationalen Titel gewonnen hatte, nicht mehr aus dem Gesicht. Es ist ein perfekter Tag für den Zweibrücker – und ein riesengroßer Schritt für das Selbstbewusstsein des ehrgeizigen Sportlers, das im vergangenen Jahr arg zu leiden hatte. Dass er die Sechs-Meter-Marke, die er bereits nach seinem WM-Titel 2013 angepeilt hatte, in seinen weiteren Versuchen nicht mehr knackt, wird lässig zur Seite geschoben. Eben für die WM aufgehoben. Dass er in diesem Sommer überhaupt so nah herankommen würde, nur wenige hätten es erwartet. Zu tief war der Fall des Weltmeisters. Saisonabbruch 2014 mit einer Höhe von 5,53 Metern. Das Gefühl fürs Fliegen war weg. Der angeschlagene Körper machte dem Spitzenathleten auch im Winter noch zu schaffen. Trotz des harten Trainings, der körperlichen Fitness, dem Feilen an Anlauf und Absprung passte es einfach nie hundertprozentig zusammen. Mehrfach musste der Zweibrücker seine Stäbe ohne gültigen Versuch einpacken. Kritik über sich ergehen lassen. Was Holzdeppe nur dazu anspornte, noch härter zu arbeiten, noch mehr zu wollen. Manchmal zu viel.
Und ganz plötzlich ist der Höhenflieger zurück auf der großen Bühne. Der Knoten platzte bei der Team-EM in Russland, als sich Holzdeppe über 5,85 Meter schraubte. In Baku legte er nach, stellte mit 5,92 Metern eine neue Bestmarke auf. Schlich sich wieder an den zu diesem Zeitpunkt schwächelnden Rivalen Renaud Lavillenie heran. Schon damit hat der Ausnahmeathlet bewiesen, dass die Konkurrenz ihn niemals abschreiben sollte. Denn mit Höhen und Tiefen kennt sich der Zweibrücker aus. 2008 als 18-Jähriger U20-Weltmeister, U20-Weltrekord (5,80m), erste Olympische Spiele. 2009 der Titel bei der U23EM – als 19-Jähriger. Danach kann er an diese Leistung nicht anknüpfen. Bis zum Olympiajahr 2012, als er in London Bronze gewann. Die lange Durststrecke nach dem WM-Sieg 2013, aufgekommene Zweifel sind auch jetzt wieder wie weggeblasen.
Dass der erste Weg nach dem Flug über die neue Bestmarke von 5,94 Metern zu Andrei Tivontchik führt – kein Wunder. Zu dem Trainer, der nach der Rückkehr Holzdeppes aus München immer an seinen Schützling geglaubt hat, daran, dass er den Sprung zurück in die Weltspitze schaffen würde. Zurecht. Vor einem Jahr, einem halben noch hätte niemand sonst den Weltmeister in den Favoritenkreis der anstehenden WM in Peking gehoben. Doch nun, nach dem Gewinn des ersten DM-Titels, dem Sprung auf Rang zwei in der Weltjahres-Bestenliste hinter Lavillenie (6,05 m) kann der Zweibrücker wieder träumen. Von den sechs Metern und einer weiteren WM-Medaille.
Zugehörige Wettkämpfe
Datum | Name | Ort |
---|---|---|
25.–26.07.2015 | Deutsche Meisterschaften 2015 | Nürnberg (Deutschland) |
22.–30.08.2015 | Weltmeisterschaften 2015 | Peking (China) |
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