Hussongs Traum wird Realität
LAZ-Speerwerferin fliegt am Sonntag zu ihren ersten Olympischen Spielen nach Rio
Schlag auf Schlag ging es in diesem Jahr für LAZ-Speerwerferin Christin Hussong: Im Juni wurde die 22-Jährige Deutsche Meisterin, als Belohnung fährt sie zwei Monate später zu den Olympischen Spielen nach Rio.
Zweibrücken. Rio, Maracanã-Stadion, Olympische Spiele – für Christin Hussong klingt das alles noch sehr weit weg. Dabei steht der Höhepunkt ihrer noch jungen Karriere unmittelbar bevor. Die Speerwerferin des LAZ Zweibrücken bestreitet am 16. August zunächst die Qualifikation (Gruppe A: 20.35 Uhr Ortszeit; Gruppe B: 21.50 Uhr Ortszeit), die besten Zwölf erreichen den Endkampf, der zwei Tage später ausgetragen wird (21.10 Uhr Ortszeit). „Natürlich freue ich mich auf Rio, aber so ganz realisieren kann ich das noch nicht“, muss sich die 22-jährige Herschbergerin mitunter selbst kneifen. „Vielleicht kommt das dann beim Kofferpacken. Den Reiseführer hab’ ich schon zuhause liegen.“ Viel Zeit bleibt der LAZ-Athletin bis dahin nicht mehr. Schon am Sonntag hebt ihr Flieger ab nach Brasilien.
In Rio gelten alle drei deutschen Speerwerferinnen als Medaillenkandidatinnen: Christina Obergföll, die Weltmeisterin von 2013, Linda Stahl, Olympia-Dritte von 2012 und Europameisterin von 2010, und seit ihrem kometenhaften Aufstieg in diesem Sommer auch Christin Hussong. Die 22-Jährige steigerte sich am 19. Juni in Kassel bei ihrem ersten DM-Titelgewinn auf 66,41 Meter. „Nach den 66 Metern ist mir schon ein Stein vom Herzen gefallen“, gesteht Hussong, der mit der deutschen Meisterschaft das Nominierungs-Hickhack um die beiden übrigen Startplätze im Deutschen Rio-Team erspart blieb. „Uns Vier war schon im Vorfeld klar, dass eine am Ende auf der Strecke bleibt. Wenn man das frühzeitig abhaken kann, ist die Erleichterung schon groß.“
Bei der Europameisterschaft in Amsterdam scheiterte sie mit 57,17 m als Medaillenanwärterin bereits in der Qualifikation. Hussong kam mit den schwierigen Windverhältnissen im auf den Amsterdamer Museumsplatz ausgelagerten Qualifikationswettkampf überhaupt nicht zurecht. Nur ein Ausrutscher vor dem Saisonhöhepunkt in Rio? „Ich will es nicht nur auf den Wind schieben, man ist immer selbst dran schuld“, erklärt Hussong: „Aber es war beschissen mit dem Wind.“ Ihre Lehren hat das Speerwurf-Talent aus dem verpatzten Wettkampf gezogen. „Ich zweifele da nicht an mir. Aber wenn es mal nicht so passt, muss man sich auch im dritten Versuch zusammenreißen, auf die Technik setzen. Das hat in Amsterdam nicht gepasst“, sagt sie.
Vor Rio standen zwei Wochen Trainingslager im Bundesleistungszentrum in Kienbaum bei Berlin auf dem Programm. Dort hat Hussong am Feinschliff gearbeitet. Die Form stimmt, die Würfe waren gut. Eine wichtige Rolle am Aufstieg der Christin Hussong nimmt dabei Vater Udo Hussong ein, der zugleich ihr Trainer ist und sie von Kindesbeinen an unterstützt. „Im Training baut Papa mich sukzessive auf, schaut, dass ich topfit bin, aber er übertreibt es nicht.“ Er wird Christin genauso wie Mutter Gabi und Schwester Michelle nach Brasilien begleiten. Die Tickets sind schon gebucht.
Als „neues deutsches Speerwurf-Wunder“ wird Christin Hussong nach ihren herausragenden Ergebnissen in den letzten Monaten gerne bezeichnet – sie selbst bleibt lieber auf dem Teppich. Das Wort „Medaille“ huscht ihr in der vorolympischen Zeit nicht ein einziges Mal über die Lippen. Stattdessen formuliert sie kleinere Ziele, versucht, den Druck von sich fernzuhalten. „Ich möchte zwei Mal ins Olympia-Stadion einlaufen dürfen, aber dafür muss ich das Finale erreichen. Das traue ich mir auch zu. Wenn am Ende ein sechster oder siebter Platz rausspringen sollte, wäre ich super zufrieden.“ Und vielleicht erwischt sie ja diesen einen Tag, an dem noch ein bisschen mehr geht.
Zugehörige Wettkämpfe
Datum | Name | Ort |
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05.–21.08.2016 | Olympische Sommerspiele 2016 | Rio de Janeiro (Brasilien) |
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