Zweibrücken. Nach zwei Jahren mit Höhen und Tiefen ist Stabhochsprung-Weltmeister Raphael Holzdeppe von München an seine alte Wirkungsstätte nach Zweibrücken zurückgekehrt (wir berichteten). Merkur Redaktionsmitglied Martin Wittenmeier hat sich mit Holzdeppe und seinem neuen alten Trainer Andrei Tivontchik über den Wechsel und die gemeinsamen Ziele für die anstehende Hallensaison unterhalten.

Nach einer sportlich verkorksten Saison will Raphael Holzdeppe in Zweibrücken wieder an seine Erfolge aus den Jahren 2012 und 2013 anknüpfen.
Nach einer sportlich verkorksten Saison will Raphael Holzdeppe in Zweibrücken wieder an seine Erfolge aus den Jahren 2012 und 2013 anknüpfen. Foto: dpa/Christophe Karaba
LAZ-Trainer Andrei Tivontchik (rechts) freut sich, wieder mit Raphael Holzdeppe zusammenzuarbeiten.
LAZ-Trainer Andrei Tivontchik (rechts) freut sich, wieder mit Raphael Holzdeppe zusammenzuarbeiten. Foto: Wille/pmz

Herr Holzdeppe, Sie sind von München nach Zweibrücken zurückgekehrt. Für Viele kam das ziemlich überraschend.

Raphael Holzdeppe: Zweibrücken hat mich wieder (lacht). Generell kann ich sagen, dass ich zwei schöne Jahre in München hatte. Sportlich war die erste Saison natürlich super, die Zweite dann leider nicht so berauschend. Ich bin froh, wieder in der Heimat zu sein.

Warum lief es in dieser Saison nicht rund? War die Luft raus nach den erfolgreichen Jahren mit einer Olympia-Medaille und dem Sieg bei der Weltmeisterschaft in Moskau?

Holzdeppe: Ich glaube nicht, dass die Luft raus war. Der Körper hat sich einfach ein bisschen Pause genommen und ich hab’ mich nie wirklich bei 100 Prozent gesehen. Die letzten zwei Jahre waren ziemlich intensiv, sodass ich körperlich in einem Tief gewesen bin und einfach nicht die Leistung abrufen konnte, die ich abrufen wollte.

Wann ist letztendlich der Entschluss gereift, nach Zweibrücken zurückzukommen?

Holzdeppe: Vor fünf, sechs Wochen, Mitte September, habe ich mich endgültig dafür entschieden. Das ist alles ziemlich kurzfristig passiert.

Wie lief das Ganze ab? Haben Sie dann sofort bei Ihrem alten Trainer Andrei Tivontchik angerufen?

Holzdeppe: (lacht) Genau, der erste Anruf ging an Andrei. Wir haben uns dann mal zusammengesetzt und miteinander gesprochen. Wir sind uns schnell einig geworden, dass wir wieder zusammen trainieren wollen. Kurz darauf haben wir uns dann noch einmal getroffen und quasi das ganze Training von A bis Z durchgeplant, wann und wie wir was machen wollen.

Herr Tivontchik, war es auch für Sie eine klare Entscheidung, dass Sie wieder mit Raphael trainieren, wenn er zurückkommt?

Andrei Tivontchik: Ich habe Raphael schon damals, als er nach München gewechselt ist, gesagt, dass in Zweibrücken immer eine Tür für ihn offen ist. Der Anruf kam aber dennoch überraschend (beide lachen). Ich musste erst einmal eine Nacht darüber schlafen, aber am nächsten Tag war die Entscheidung für mich eigentlich klar.

Sie haben in München unter Chauncey Johnson trainiert, jetzt arbeiten Sie wieder mit Andrei Tivontchik zusammen. Wie unterscheiden sich die beiden voneinander?

Holzdeppe: Jeder hat da seine ganz eigene Herangehensweise, wie er das Training aufbaut. Da gibt es natürlich Unterschiede. Mit Andrei zum Beispiel habe ich heute ziemlich viel am Reck gearbeitet, das war bei Chauncey kein großes Thema. Dann haben wir versucht, mehrere Übungen im Kraftraum zu kombinieren. Jeder Trainer hat da seine speziellen Feinheiten, aber letztendlich läuft es darauf hinaus, dass man versucht, maximal fit zu bleiben und das Bestmögliche zu erreichen, wenn man springt. Das haben beide gemeinsam.

Wie würden Sie Raphael als Athleten beschreiben? Ist er ein ruhiger Typ oder eher emotional?

Tivontchik: Ich glaube, Raphael hat da einen guten Mittelweg gefunden. Natürlich muss man eine gewisse Emotionalität mitbringen, braucht zwischen den Versuchen aber auch seine Ruhephasen. So ein Wettkampf dauert manchmal fünf, sechs Stunden. Da ist es wichtig, auf den Punkt fokussiert zu sein.

Wie oft trainieren Sie momentan? Was wird gezielt trainiert?

Holzdeppe: Letzte Woche hatten wir, glaube ich, zehn Einheiten.

Tivontchik: Wir befinden uns noch ganz am Anfang unserer Arbeit, jetzt fängt erst einmal das Aufbautraining an.

Auf welches Ziel bereiten Sie sich vor, was sind die nächsten Höhepunkte?

Holzdeppe: Jetzt steht erst mal Hallensaison an. Die habe ich auch geplant, voll mitzumachen, aber die Resultate sind da eher zweitrangig. Nachdem ich die Saison früh abgebrochen habe, geht es mir in erster Linie darum, wieder Wettkampfpraxis zu erlangen. Meinen letzten Wettkampf habe ich am 25. Juli in München bestritten, das war jetzt schon eine lange Pause. Aber so richtig plane ich erst mit der Sommersaison. Nichtsdestotrotz möchte ich mich natürlich für die Hallen-Europameisterschaften in Prag qualifizieren, aber das ist mehr als Wettkampf-Findungsphase gedacht. Im Sommer greife ich dann wieder richtig an.

Beim LAZ trainieren Sie wieder mit Daniel Clemens und Kristina Gadschiew zusammen. Motiviert es Sie, wieder mit den alten Kollegen zu trainieren?

Holzdeppe: Ja klar, es hat mir schon immer Spaß gemacht und macht mir auch jetzt wieder Spaß. Das ist ’ne gute Trainingsgruppe, in der wir uns gegenseitig unterstützen, wenn einer vielleicht mal in ein kleines Loch fällt.

Sie waren zwei Jahre in München, weg von Zweibrücken. Haben Sie trotzdem die Entwicklungen im Verein beobachtet?

Holzdeppe: Natürlich. Ich hab mich zum Beispiel riesig gefreut, dass wir Sprinter bei der U20-WM in Eugene dabei hatten. Je mehr Leute national und international erfolgreich sind, desto stärker profitiert ja auch das LAZ davon. Ich bin hier im Verein groß geworden und deshalb freuen mich die Entwicklungen umso mehr.

Was zeichnet das LAZ Zweibrücken Ihrer Meinung nach aus?

Holzdeppe: Es ist hier familiärer als bei den großen Vereinen. Unsere Vereinsführung macht selber noch Sport mit. Man hat es nicht oft, dass man diese Leute jeden Tag auf dem Trainingsplatz sieht. Oder auch bei unseren Hallen- und Freiluftmeetings, da packt jeder aus dem Verein mit an und wir halten alle zusammen. Das ist schon etwas Besonderes hier in Zweibrücken.

Zugehörige Wettkämpfe

Datum Name Ort
06.–08.03.2015 Hallen-Europameisterschaften 2015 Prag (Tschechien)