Isinbajewa ist vom Himmel gefallen
Stabhochsprung-Weltrekordlerin ohne gültigen Versuch – Kristina Gadschiew freut sich über ihren zehnten Platz
Ich bin die Elfte der Welt. Das darf man nicht unterschätzen“, sagte Stabhochspringerin Kristina Gadschiew, nachdem sie im Finale der Leichtathletik-WM in Berlin an 4,55 Meter gescheitert war. Die erste Enttäuschung über ihre missglückten Versuche war da bereits verflogen. „Wenn ich noch eine Nacht darüber geschlafen habe, werde ich mich so richtig freuen.“ Was die 25-Jährige vom LAZ Zweibrücken da noch nicht wusste: Sie sollte nicht Elfte, sondern Zehnte werden.
Denn der Paukenschlag des Wettkampfes stand noch aus, als Gadschiew bereits in den Katakomben verschwunden war. Die russische Favoritin Jelena Isinbajewa, die den Stabhochsprung der Frauen seit Jahren nach Belieben dominiert, pokerte zu hoch. Sie stieg zu spät in den Wettbewerb ein, scheiterte zuerst einmal an 4,75 Metern und dann zweimal an 4,80. Sie schied ohne einen gültigen Versuch aus. Der Sieg ging an die Polin Anna Rogowska, die 4,75 übersprang.
Damit stand am Ende des Tages der Satz: Kristina Gadschiew besiegt Jelena Isinbajewa. Aber Grund zur Freude sah Gadschiew darin nicht. „Im Gegenteil, ich leide eher mit ihr. Sowas passiert ihr wahrscheinlich einmal im Leben. Und ich habe sie ja nicht höhenmäßig geschlagen“, sagte sie.
Bei der Vorstellung der Athletinnen hatte Gadschiew neben Isinbajewa gestanden, der Russin ein paar ehrfürchtige Blicke zugeworfen. Isinbajewa verkroch sich danach wie immer unter einem Handtuch und blendete alles aus – ein Luxus, den sich Gadschiew nicht leisten konnte. Sie begann den Wettkampf mit der Einstiegshöhe 4,25 Meter. Die meisterte sie noch locker. Doch schon bei 4,40 Meter war ihr die Anspannung deutlich anzusehen. „Ich war sehr nervös. Aber das war meine erste WM, da ist das normal“, sagte sie. Im dritten Versuch meisterte sie die Höhe.
Danach lag die Latte auf 4,55 Meter. Nahe dran an Gadschiews persönlicher Bestleistung von 4,58 Metern und auch die Höhe, an der sie schon in der Qualifikation gescheitert war.
Wieder versuchte sie es mit dem härteren Stab, schloss vor jedem Versuch die Augen, murmelte fast beschwörend in den Stab hinein, so wie es auch Isinbajewa so oft tut. Doch allen drei Versuchen fehlte die nötige Höhe. „Ich war einfach zu verkrampft. Dann denke ich zu viel nach und bekomme den Stab nicht flüssig genug in den Einstichkasten“, analysierte die 25-Jährige, die auf der Tribüne tatkräftigen moralischen Beistand hatte: Ihre Zweibrücker Teamkollegen Raphael Holzdeppe, Natasha Benner und Ann-Katrin Schwarz feuerten sie an. „Für sie bin ich schon ein wenig enttäuscht, dass ich ihnen keine große, sondern nur eine kleine Show liefern konnte“, sagte Gadschiew, aber ein Lächeln lag auf ihrem Gesicht.
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