Die Leichtigkeit der Steine ist ein beherrschendes Thema in der neuen Ausstellung von Gerhard Wolf im Zweibrücker Stadtmuseum. Der gebürtige Zweibrücker, der seit Jahren in Hessen lebt und arbeitet, veranschaulicht sie sowohl in seinem „organischen“ als auch in seinem „mathematischen“ Werkzyklus, den beiden Leitideen seines Schaffens.

Schlanke Stelen aus hellen Materialien dominieren den ersten Raum der Ausstellung: Hoch reckt sich eine Schlaufe aus Marmor empor, die starre Materie scheint mühelos zu dieser eleganten, scheinbar schwerelosen Form gebändigt zu sein und kontrastiert mit dem an Figuren von Max Bill erinnernden kubisch geformten „Kosmos“, der symbolhaft Materie und Unendlichkeit verbindet.

Bearbeitete Holzfundstücke liegen den Bronze-Abgüssen im zweiten Raum zugrunde: „Bronzezeit 4“, „Flamme“, „Bronzezeit 3“ und „Stonehenge“ heißen die Figuren, bei denen nach der Bearbeitung des Holzes zunächst eine Silikonform abgenommen und dann ein Wachsoriginal gegossen wurde. Daraus wurde in der Kunstgießerei mit dem Wachsausschmelzverfahren ein Bronzeguss hergestellt, dessen Oberflächen durch Polieren und Patinieren ihre Farbe und Gestalt variieren. Auffallend ist die Plastik „Stonehenge“ mit ihren vorzeitlichen Reminiszenzen, deren Tore bei wechselnden Betrachtungsperspektiven immer neue Einblicke eröffnen.

Geometrische und organische Formen finden sich im dritten Raum. „Kreisimquadrat“, eine auf den ersten Blick scheinbar einfache, dabei in ihrer Vielschichtigkeit ungemein faszinierende Figur, verbindet drei Figuren: den Kreis, die Sinuskurve und das Quadrat. „Durch die Anordnung der Sinuskurve senkrecht zur Ebene, in der Kreis und Quadrat liegen, wird eine dreidimensionale Figur erzeugt, die Fläche scheint zu einer Kugel aufgebogen,“ beschreibt Gerhard Wolf seine Konstruktion. Sie wird zusätzlich durch Licht und Schatten modelliert und nimmt so immer andere Konturen an.

Die „Schlinge“ aus Marmor wirkt so ätherisch leicht und grazil, als sei sie eben erst gebogen worden – die Form hat in dieser Skulptur scheinbar spielerisch das Material überwunden. Aus Diabas, einem schwarzen, sehr spröden Vulkangestein, ist der „Torus“ gefertigt, der dem mathematischen Fachbegriff für Schlaufe, Rohr nachempfunden ist. Klar und schlicht in der Form, schwebt die Skulptur in einer labilen Balance.

Menschen in sportlichen Bewegungen zeigt der vierte Ausstellungsraum. Hier fällt zunächst der „Spitzwinkelstütz“ ins Auge, aus Gips modelliert, der kraftvoll-muskulöse Formen mit anatomischer Präzision in dieser komplexen kunstturnerischen Übung hervortreten lässt. Auch „Der große „Wurf“ und „Stabhochsprung“ stellen den menschlichen Körper in Aktion in den Mittelpunkt, ein Tier zeigt die „Rohrdommel“, die noch in Wolfs Schulzeit entstand.

Das Klettern thematisiert der „Cliffhänger“ in einer großen Vitrine in der Mitte des Raumes. „Männerpower“ Bibliotheca Bipontina zeigt eine Ausstellung über das Bibliothekswesen des 16. und 17. Jahrhunderts zeigt zwei japanische Sumo-Ringer in schwellend-muskulösen Körperformen, die einen aparten Kontrast zu zwei schmalen, langgestreckten und graziösen Frauengestalten bilden.

Von Henry Moore inspiriert sind die Plastiken „Liegende“ und „Der Kuss“, in denen Wolf abstrakt wird.

Um eine große Druckerpresse gruppierte Holzfundstücke bestimmen den fünften Raum: Vor allem der „Fisch“ fasziniert in seiner Verbindung von langgeschwungenen Linien, aufgerauter Oberfläche und changierendem Farbspiel, aus wechselnden Blickwinkeln entstehen bei ihrer Betrachtung völlig unterschiedliche optische Eindrücke. Eine fesselnde Kombination aus geschwungener Linie und Gerade ist die „Nike“ von Samothrake. Ein gemeinsames Stilelement dieser Figuren ist das durchbrochene Material: „Ein Loch zieht an, da will man durchschauen“, ist Gerhard Wolf überzeugt und will damit wieder eine neue Betrachtungsperspektive eröffnen. Hochragende Skulpturen wie „Spross 2“ und „Der Zahn der Zeit“, an keltische Menhire erinnernd, verleihen in der Kombination von Form und Volumen dem letzten Raum der Ausstellung einen urzeitlich-apokalyptischen Anstrich.

Ausstellung

Gerhard Wolf: Skulpturen und Plastiken, bis 1. März, Zweibrücken Stadtmuseum, Herzogstraße 9, Öffnungszeiten: Dienstag 10-18 Uhr, Mittwoch bis Sonntag 14-18 Uhr.