Leichtathletik: Mit dem „Himmel als Grenze“ erleben 600 Menschen in Zweibrücken ein Meeting in Speerwurf und Stabhochsprung. Ein Schwede sorgt für die beachtenswerteste Leistung des Tages.

Zweibrücken. Worauf so viele so lange gewartet hatten, Speerwerfen und Stabhochspringen live mit Zuschauern, diese Sehnsucht stillte das Team des LAZ Zweibrücken um Alexander Vieweg gestern im Westpfalzstadion. „Sky’s the Limit“ – der Himmel ist die Grenze, das ist das Motto dieses tollen Meetings, in dem so viel Mühe und Herzblut stecken. Grenzenlos aber war die Freude derer, die dabei sein durften: 600 Menschen, einschließlich der Athleten und Betreuer. Und so viele Fans mussten am Eingang abgewiesen werden. Der Vorschriften wegen ...

Die sommerliche Atmosphäre knisternd, die maskenlose Stimmung richtig gut, und als der 30 Jahre alte Schwede Kim Amb schon im ersten Versuch seinen 800-Gramm-Speer auf 86,49 Meter und damit zur europäischen Jahresbestweite donnerte, war der Funke gleich übergesprungen. Doch auch das war klar: Obwohl wir Ende Juli schreiben, stehen die Athleten eben erst am Saisonanfang. Sie alle sind auf der Suche nach Wettkampfpraxis.

Auch Lokalmatadorin Christin Hussong, die im heimischen Stadion, aber in die andere Richtung als gewohnt, den Speer auf 61,00 Meter warf und vor Asdis Hjalmsdottir aus Island (60,27) und Annika Fuchs (Potsdam, 55,68) gewann. „Zurzeit macht sie kleine Fehler, das war nach dem Trainingslager in Belek und vor dem ersten Wettkampf besser. Jetzt geht es um ein, zwei Zentimeter im Oberkörper, die sie korrigieren muss. Aber ich bin zufrieden. Den Athleten fehlen die Wettkämpfe, die Qualität, die Gegner, es ist schon eine sehr schwierige Saison für alle“, sagte Vater und Trainer Udo Hussong.

Ihr LAZ-Vereinskollege Raphael Holzdeppe wurde im Stabhochsprung der Männer mit 5,36 Metern Neunter, scheiterte bei 5,51 Metern. Den Wettbewerb gewann kurz vor Einbruch der Dunkelheit der Belgier Ben Broeders mit 5,71 Metern vor Piotr Lisek (Polen, 5,61) und dem Leverkusener Torben Blech (5,61).

Johannes Vetter erlebt großen Frust. Eine Verletzung bricht auf – und er den Wettkampf ab.

Tragisch endete der Speerwurf für den 2017er-Weltmeister Johannes Vetter, der nach drei Versuchen seinen Wettkampf abbrechen musste und auch kein Interview geben wollte. Frustriert warf er seine Schuhe ins Gras. Sein Trainer Boris Obergföll hatte schon vor dem Wettkampf ein schlechtes Bauchgefühl, fürchtete, dass es Vetters Ellenbogen am rechten Wurfarm „zerreißen könnte“. Hintergrund: Vor fünf Wochen zog Vetter sich einen leichten Muskelfaserriss zu.

„Wir wollten es heute probieren, im Einwerfen sah es auch supergeil aus, aber dann brach die Verletzung auf“, sagte Obergföll. Vetter hatte drei Versuche ungültig gemacht, er hörte wie Kim Amb danach auf.

Beim Stabhochsprungsieg der Belgierin Fanny Smets (34) und der Niederländerin Femke Pluim (26), die beide 4,32 Meter überflogen, fabrizierte Lisa Ryzih (31, ABC Ludwigshafen) genau bei dieser Höhe einen „Salto nullo“. Mit 4,27 Metern wurde Ria Möllers (24) Dritte vor ihrer Leverkusener Teamkollegin Katharina Bauer (30), beide überflogen 4,27 Meter. „Einfach genial hier. Sport vor Zuschauern, das ist ja der Wahnsinn“, sagte Smets und schob ein lautes „Danke“ hinterher.

Lisa Ryzih zeigte sich enttäuscht. „Das Einspringen war okay. Ich weiß nicht, mein Trainer hat mich nach dem Wettkampf korrigiert. Was er gesehen hat, ich habe das überhaupt nicht gespürt. Es fehlte offenbar die Aggressivität, die Geschwindigkeit im Anlauf“, sagte sie. Und jetzt? „Die Deutschen. Ich wüsste nicht, dass sonst noch was wäre. Wenn man nur im Training ist, ist das nicht okay. So was wie heute kann nur im Wettkampf passieren, und dann ist es gut zu wissen, um es das nächste Mal besser zu machen. Besser als zu Hause zu bleiben“, sagte Ryzih, die nun doch ihre für September geplante Hochzeit verschoben hat. „Macht einfach keinen Spaß vor Olympia“, sagte die 31-Jährige, die weiter fleißig an ihrer Doktorarbeit schreibt.

Zugehörige Wettkämpfe

Datum Name Ort
25.07.2020 Sky's the Limit 2020 Zweibrücken (Deutschland)