Sportsfreunde: Wer derzeit am Zweibrücker Landgestüt vorbeikommt, trifft ab und an auf Sarah Gilles. Die 19-Jährige ist Siebenkämpferin und startet für das Leichtathletikzentrum. Auch im Landgestüt beweist sie Vielseitigkeit. Sie hilft in der Besamungsstation, äppelt die Paddocks ab und packt an, wo Hilfe gebraucht wird.

Zweibrücken. Gilles kommt aus Burgbrohl im Kreis Ahrweiler im nördlichen Rheinland-Pfalz. Die junge Frau will einmal in die Fußstapfen ihrer Eltern treten, die Tierärzte sind, und Tiermedizin studieren. Vor dem Studium wollte sie praktische Erfahrungen sammeln und bewarb sich 2019 bei verschiedenen Landgestüten für ein freiwilliges soziales Jahr (FSJ). In Zweibrücken hat das geklappt, am 1. September 2019 hatte sie ihren ersten Arbeitstag im Gestüt. Das FSJ ist mittlerweile vorbei, die junge Frau ist immer noch in Zweibrücken. „Ich habe mich entschieden, ein Jahr länger zu bleiben“, erzählt sie. Gilles ist jetzt Angestellte des Gestüts. „Ich will mit meinem Tiermedizin-Studium in Gießen erst im Wintersemester anfangen. Ich hoffe, dass es dann ein bisschen praktischer sein kann“, sagt sie mit Blick auf die Präsenzeinschränkungen, die es wegen der Corona-Pandemie derzeit an den Universitäten gibt.

Nach einem längeren Heimataufenthalt ist sie jetzt wieder zurück in Zweibrücken. Die Zuchtsaison steht im Landgestüt vor der Tür, dann herrscht in der Besamungsstation Hochbetrieb. „Im Moment haben wir nur Hengste da“, berichtet Gilles. Sie kümmert sich um die Pflege der Hengste, sorgt dafür, dass sie ausreichend Bewegung haben und bringt sie in die Besamungsstation zum Absamen. „In den nächsten Wochen kommen auch die Stuten, dann ist hier richtig viel zu tun“, weiß Gilles. Zurzeit beginnt ihr Arbeitstag um 7.30 Uhr, im Sommer muss sie schon um 6 Uhr anfangen.

Während ihres FSJ nahm sie an einem Lehrgang zur Besamungstechnikerin teil, das Wissen kann sie jetzt in der Praxis anwenden. „Ich bin seit dieser Woche wieder hier, bei der Laborarbeit musste mir die Tierärztin ein bisschen auf die Sprünge helfen“, sagt sie lachend mit Blick auf ihre Chefin Therese Willmen. „Mir macht das Spaß hier, gerade die Laborarbeit“, ergänzt sie. Gilles reitet selbst, allerdings ohne sportliche Ambitionen. „Wenn ich mal nicht mehr Leichtathletik mache, will ich vielleicht bei Turnieren starten. Meine Disziplin ist dann aber die Dressur“, erzählt sie. Im Moment ist Reitpause, denn Gilles hat ihre Stute decken lassen. Das Fohlen soll im Juni zur Welt kommen. „Ich hoffe ja, dass es ein Stutfohlen wird. Aber mein Großvater sagt, ich solle mich in Geduld üben“, bemerkt sie.

Heimtraining in Burgbrohl

In der Zeit, in der sie zu Hause war, hat sie fleißig trainiert. „Udo Hussong hat mir Trainingspläne mitgegeben, die ich abzuarbeiten hatte“, sagt sie. Trainiert hat sie bei ihrem Heimatverein in Burgbrohl. „Speerwerfen konnte ich im Stadion, die haben dort auch ein Hygienekonzept, das ging alles ganz gut“, berichtet sie. „Ich bin ganz gut in Form“, sagt sie lachend und freut sich darüber, dass sie die Vorgaben ihrer Trainer „so gut umsetzen konnte“. Ihre Lieblingsdisziplin ist übrigens der 800-Meter-Lauf.

Gilles geht davon aus, dass sie die Saison Ende März im Rheinland eröffnen wird. Ihr Saisonziel ist klar: „Ich will mich für die deutsche Meisterschaft qualifizieren“, sagt sie. Und zum Abschluss der Saison würde sie gerne noch einmal beim LAZ-Meeting Speer werfen. Es wäre der sportliche Ausstand, ehe im Herbst das Wintersemester beginnt.

„Es wird mir schwerfallen, aus Zweibrücken wegzugehen“, erzählt sie. „Die Stadt besitzt so viel, alles ist so nah beieinander, es ist hier total angenehm. Ich fühle mich hier echt wohl“, sagt die 19-Jährige. Spätestens im Oktober wird sie ihre Zelte hier abbrechen und umziehen. Ganz weg möchte sie nicht. Ihr Freund, den sie hier kennengelernt hat, lebt hier. Und sie kann sich vorstellen, jeweils über Sommer im Gestüt zu arbeiten.