„Mein Hauptziel ist eine Medaille“
Interview mit LAZ-Stabhochspringer Raphael Holzdeppe vor der WM in Peking Ende August
Zweibrücken. Stabhochspringer Raphael Holzdeppe hat sich nach seinem Seuchenjahr mit neuen Höhenflügen zurückgemeldet. Pünktlich vor der WM in Peking. Im Gespräch mit Merkur-Redakteurin Svenja Kissel erzählte der 25-jährige Athlet des LAZ Zweibrücken vor seiner Abreise am kommenden Freitag von der schwierigen Zeit nach seinem WM-Titel 2013 in Moskau, von dem erfolgreichen Comeback in dieser Saison und seinen Zielen bei der anstehenden Weltmeisterschaft.
Herr Holzdeppe, in Jockgrim bei der WM-Generalprobe sind Sie schwer in den Wettkampf gekommen. Sind Sie am Ende mit Platz zwei und der Höhe von 5,83 Metern zufrieden?
Raphael Holzdeppe: Ja, auf jeden Fall. Ich bin wirklich sehr zufrieden mit dem Wettkampf und der Höhe. Der zweite Platz geht auch vollkommen in Ordnung. Ich hatte nach den deutschen Meisterschaften direkt ohne Pause angefangen, für die WM zu trainieren. Das habe ich am Mittwoch doch gemerkt, dass der Körper noch ein bisschen müde, noch trainingsgeschädigt war. Ich war nicht bei 100 Prozent. Deshalb bin ich sehr zufrieden, dass ich noch 5,83 Meter springen konnte.
Sie haben in diesem Sommer sehr viele Wettkämpfe bestritten, die Müdigkeit rührt jetzt aber nicht daher, sondern war sozusagen eingeplant?
Holzdeppe: Ja, das war eine geplante Müdigkeit. Ich war viel unterwegs, habe zwischen den Wettkämpfen noch trainiert. Auf eine Weltmeisterschaft hin muss dann doch noch mal ein bisschen härter trainiert werden. Es war abzusehen, dass ich höchstwahrscheinlich nicht in Topform nach Jockgrim fahre. Daher bin ich mit den 5,83, die ich in diesem Jahr vorher nur drei Mal überquert habe, sehr zufrieden. Das zeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind.
Nach dem schweren Jahr nach dem WM-Triumph von Moskau und dem holprigen Winter haben Sie sich eindrucksvoll zurückgemeldet, ganz so als hätte es das Seuchenjahr nie gegeben. Wie haben Sie es geschafft, sich aus diesem Tief herauszukämpfen?
Holzdeppe: Es war natürlich viel Arbeit. Es musste viel trainiert werden und es waren viele Sprünge. Wir haben aber gar nicht so viel anders gemacht, als die letzten Jahre. Die Hauptsache war es einfach, gesund zu bleiben und das durchziehen zu können, was wir uns vorgenommen haben an Trainingsinhalten. Das hat einfach gut funktioniert. Ich denke, das letzte Mal, als es in der Vorbereitung so gut funktioniert hat, war 2013. Und da wurde es ja sehr erfolgreich.
Sie haben mit 5,92 und 5,94 Metern 2015 zweimal Ihre Bestmarke verbessert, sind erstmals deutscher Meister geworden. Wie wichtig ist dem Weltmeister Raphael Holzdeppe dieser Titel?
Holzdeppe: Der Titel ist mir schon sehr wichtig. Ich habe die letzten Jahre immer versucht, deutscher Meister zu werden. Ich konnte mir keinen Vorwurf machen, habe immer gute Leistungen gebracht, aber der ein oder andere war einfach besser, deshalb war mir die deutsche Meisterschaft in diesem Jahr sehr wichtig.
Noch Anfang des Jahres war an den DM-Titel kaum zu denken. Haben Sie in den Monaten nach dem Saisonabbruch 2014 immer an Ihre Stärke geglaubt oder haben Sie auch Zweifel geplagt?
Holzdeppe: Ich habe immer daran geglaubt, zurückzukommen. Ich wusste, dass es ein durchwachsener Winter werden würde, weil ich einfach noch nicht so weit war, um sagen zu können: Ich bin wieder in Topform. Aber ich wusste, wenn ich weiter daran arbeite, dann sollte es im Sommer – wenn keine große Verletzung dazwischenkommt – wieder passen. Das hat das Ganze immer am Laufen gehalten. Diese Motivation, weiterzumachen. Umso glücklicher bin ich, dass es dann auch im Sommer wieder so gepasst hat, wie wir uns das erhofft hatten.
Welche Rolle spielt die Rückkehr zum LAZ Zweibrücken, zu Trainer Andrei Tivontchik bei diesem erfolgreichen Comeback?
Holzdeppe: Das war sehr wichtig. Ich bin während meiner Endzeit in München sehr viel gependelt zwischen München und Zweibrücken/Saarbrücken. Das hat sehr viel Kraft gekostet. Ich bin fast jede Woche freitags nach Hause gefahren, habe meine Eltern besucht, meine Freunde und meine Freundin in Saarbrücken und bin dann sonntags wieder zurück. Deswegen glaube ich, dass der Wechsel wichtig war, um das ganze Umfeld wieder an einem Ort, in greifbarer Nähe zu haben. Mit Andrei hatte ich die Jahre davor schon sehr lange erfolgreich trainiert, wir wussten, was wir machen müssen, um wieder erfolgreich zu sein. Das hat jetzt alles zusammengepasst.
Nun steht in wenigen Wochen das Saison-Highlight mit der WM in Peking an. Wie gehen Sie als Titelverteidiger in diesen Wettkampf, was ist Ihr Ziel?
Holzdeppe: Mein Hauptziel ist es, eine Medaille zu gewinnen. Es ist alles möglich. Wenn es extrem stark wird, kann man mit 5,85 Metern Zehnter werden, genauso mit übersprungenen 5,90 oder 5,95 Metern im ersten Versuch Weltmeister. Es ist alles extrem nah beisammen.
Zugehörige Wettkämpfe
Datum | Name | Ort |
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22.–30.08.2015 | Weltmeisterschaften 2015 | Peking (China) |
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