Wenn die deutschen Leichtathleten von Freitag bis Sonntag bei der Team-Europameisterschaft in Polen um Punkte und Medaillen kämpfen, sind gleich zwei Starterinnen des LAZ Zweibrücken mit dabei: Sprinterin Sina Mayer und Speerwerferin Christin Hussong. Die Herschbergerin erinnert sich nur zu gerne an ihren letzten Auftritt im Stadion von Chorzów zurück.

Zweibrücken. Die Zufriedenheit in Sina Mayers Lachen ist sogar durch das Telefon zu spüren. Und auch Christin Hussong ist die Freude darüber, nach ihrem Seuchenjahr 2022 zurück auf der Wettkampfbühne zu sein, deutlich anzumerken. Wenn das Comeback für die Speerwerferin bislang auch noch nicht ganz nach Wunsch verlaufen ist. Hoffnungsvoll gehen mit den beiden gleich zwei Leichtathletinnen des LAZ Zweibrücken an diesem Wochenende bei der Team-Europameisterschaft im polnischen Chorzów für Deutschland an den Start.

Verdient hat sich Sprinterin Sina Mayer die Nominierung durch ihren guten Start in den Wettkampfsommer. Nachdem sie schon früh in der Saison eine Zeit von 11,36 Sekunden über die 100 Meter gelaufen ist, sei ihr die Team-EM schon in den Kopf gekommen. Die 28-Jährige, die derzeit keinen Kaderstatus besitzt, hat damit „geliebäugelt, in Polen dabei sein zu dürfen“, damit rechnen konnte sie aber keinesfalls, wie sie erklärt. Dann aber erfolgte die Nominierung und so wird die LAZ-Athletin am Samstagabend zusammen mit Jennifer Montag (Bayer Leverkusen), Lisa Nippgen (MTG Mannheim) und Louise Wieland (Hamburger SV) in der 4x100-Meter-Staffel des DLV an den Start gehen. „Ich freue mich riesig darüber, wieder einmal international starten zu dürfen“, sagt die aus Schönenberg-Kübelberg stammende Sprinterin, die mittlerweile im saarländischen Bexbach wohnt. Letztmals tat sie dies 2019, als sie mit dem deutschen Team Bronze bei den European Games im belarussischen Minsk gewann.

Im darauffolgenden Jahr – dem ersten in der Corona-Pandemie – bestritt Mayer kaum Wettkämpfe, unterzog sich im Sommer einer Leisten-OP und verlor ihren Kaderstatus. Durch ein starkes Comeback 2021, als sie mit ihrer Saisonbestleistung von 11,26 Sekunden erstmals wieder ganz nah an ihre 100-MeterBestmarke von 11,25 aus dem Jahr 2017 herankam, erkämpfte sie sich diesen Platz zurück. Im vergangenen Sommer brachte die Läuferin eine Zeit von 11,34 Sekunden auf die Bahn, wurde bei der DM Sechste. Das reichte nicht für einen DLV-Kader. „Wir sind so viele starke Sprinterinnen“, erklärt Mayer, die in Saarbrücken als Gesundheitsmanagerin arbeitet. In die laufende Saison ist sie nun sehr ordentlich reingekommen, nachdem sie die Winter-Wettkämpfe aufgrund einer hartnäckigen Erkältung absagen musste. „Es hätte keinen Sinn gemacht, noch in die Hallenrunde einzusteigen.“ Erst Ende Februar habe sie im Training, das sie vornehmlich am Stützpunkt in Saarbrücken beim saarländischen Landestrainer Sven Zimmermann absolviert, wieder richtig loslegen können. Weitsprung-Bundestrainer Uli Knapp „schreibt mir, nachdem er mit Malaika Mihambo nach Mannheim gewechselt ist weiterhin die Trainingspläne. Das läuft immer noch alles sehr gut“.

Und so legte Sina Mayer zum Saisonauftakt in Wetzlar eine 11,43 über die 100 Meter hin, ließ die 11,36 in Rehlingen folgen. Nach Platz sechs in 11,38 Sekunden am vergangenen Wochenende in Dessau betonte die technisch sehr saubere Läuferin, dass noch nicht alle Puzzlestücke ineinandergegriffen haben. Die 28-Jährige sieht demnach noch Luft nach oben: „Ich glaube schon, dass noch mehr drin ist.“ In Dessau habe der Start nicht so gut funktioniert. „Eigentlich liegt dort und auf den ersten 30 Metern meine Stärke, dieses Mal lief es ungewöhnlicherweise hinten raus besser“, erklärt Mayer, dass für einen perfekten Lauf über die kurzen 100 Meter vieles zusammenpassen muss. „Wichtig ist, dass der Start perfekt greift. Wenn du den verpasst, hast du eigentlich schon keine Chance mehr.“ Nach einem guten Start heißt es, auf den ersten 30 Metern Tempo aufbauen und die Höchstgeschwindigkeit sowie die Spannung dann bis über die Ziellinie zu halten.

Darauf, einen solchen Lauf zu erwischen, hofft die Dritte der U23-EM von 2017, die am Mittwoch in den Flieger Richtung Polen gestiegen ist, auch am Samstag. „Ich will mein bestmögliches Rennen abliefern und Spaß haben. Ich hoffe natürlich, dass wir möglichst viele Punkte für unsere Mannschaft beisteuern. Denn als DLV-Team wollen wir eigentlich eine Medaille mitnehmen“, erklärt Sina Mayer und schiebt lachend an: „Das wäre schon schön.“ Bei der letzten Auflage der Team-Europameisterschaft schrammte Deutschland als Vierter hauchdünn am Podest vorbei.

Zum DLV-Aufgebot gehörte damals LAZ-Speerwerferin Christin Hussong. Nur zu gerne erinnert sich die 29-Jährige an den Wettkampf im Stadion Śląski in Chorzów zurück. Denn damals katapultierte sie ihr Wurfgerät auf ihre immer noch bestehende Bestmarke von 69,19 Metern. Nicht nur deshalb reist die Herschbergerin mit einem guten Gefühl zu dem Wettkampf in Polen. Nach ihrem Seuchenjahr 2022, als sie aufgrund einer Verletzung sowie einer Corona-Erkrankung sämtliche Höhepunkte – DM, EM und WM – verpasste, freut sie sich „riesig, dass ich starten kann und darf“. Sie sei einfach froh, zurück zu sein. „Man schätzt das nach so einer Phase wieder viel mehr wert“, erklärt Hussong und ergänzt lachend: „Und wenn man das letzte Mal, als man da war, in dem wunderschönen Stadion eine 69 geworfen hat, dann fährt man da auf jeden Fall sehr gerne wieder hin.“

Auch in der Hoffnung, dass ihr Speer dort wieder möglichst weit fliegen wird. Denn das Comeback der Europameisterin von 2018 ist bislang noch nicht wie erhofft verlaufen. Bei ihrem Saisoneinstieg in Halle war Hussong nicht über 53,60 Meter hinausgekommen – und danach etwas geknickt. Beim Pfingstsportfest in Rehlingen musste die LAZ-Athletin krankheitsbedingt passen. Beim Heim-Wettkampf in Zweibrücken flog ihr Speer auf 56,62 Meter, beim folgenden Diamond-League-Meeting in Paris auf 59,14. Immer noch nicht die Weite, die man von der Herschbergerin gewohnt ist, aber ein Schritt in die richtige Richtung. „Ich habe ein Jahr lang keine Wettkämpfe gemacht. Es ist klar, dass es dauert, bis man die Sicherheit wiederfindet“, erklärt Hussong, dass sie Geduld haben muss. „Ich brauche jetzt einfach die Wettkämpfe. Ich kenne das überhaupt nicht. Das Gefühl, aus einer Verletzung, aus einer einjährigen Pause zurückzukommen. Von daher musste ich mich da selbst reinfinden.“ Doch von Woche zu Woche, von Einheit zu Einheit spüre sie, dass es vorwärts geht. Wenn ihr Speer in Zweibrücken und Paris auch noch nicht über die 60 Meter flog, fühlten sich die Würfe da „schon viel besser“ an. „Zuhause war es einfach kein schöner Wind für uns. Der hat mir ein bisschen was zerstört, sonst wäre er weiter geflogen. In Paris war ich nach den 59 Metern einfach zufrieden. Und wenn man mal an dem Punkt ist, dann ist das wieder ein wichtiger Schritt.“

Natürlich hätte Christin Hussong auch jetzt gerne schon wieder eine Weite von 66, 67 Metern stehen. „So wie in den vergangenen Jahren. Aber ich sehe es jetzt so: Ich steigere mich jetzt lieber Stück für Stück zum Höhepunkt hin, dass ich dann am Schluss bei der Topleistung bin“, betont die 29-Jährige, die bei den letzten internationalen Großereignissen – etwa den Olympischen Spielen in Tokio genau den umgekehrten Weg erlebte. Mit Top-Vorleistungen als eine der Favoritinnen angetreten, musste Hussong als Neunte enttäuscht wieder abreisen.

Die akribische Sportlerin hat auch keinen Zweifel daran, die Norm (63,80 m) für das geplante Saison-Highlight, die Weltmeisterschaft im ungarischen Budapest (19.–27. August), zu meistern. „Das ist eine Weite, die ich auf jeden Fall drin habe“, sagt die Herschbergerin und ergänzt: „Natürlich ist es mein Ziel, mich für die WM zu qualifizieren, sonst würde ich keine Wettkämpfe werfen – entweder über die Direktnorm oder über die Qualipunkte und 61 Meter.“

Vielleicht gelingt Christin Hussong einer dieser Würfe ja bereits in dem schönen Stadion von Chorzów. Bei der dortigen Team-EM, zu der sie am Donnerstag aufbricht, sei es für sie persönlich wichtig, „mich weiter zu steigern, mir weitere Sicherheit zu holen – und mit Spaß dabei zu sein“. Ansonsten sei es vor allem „dieses Mannschaftsding, das wir Leichtathleten, bis auf die Staffeln, ja überhaupt nicht kennen“, was diesen Wettkampf ausmacht. Und so hätte auch Christin Hussong nichts dagegen, möglichst viele Punkte für einen Erfolg des DLV-Teams beizutragen. Und dann nach ihrem Wettkampf am Sonntag mit einem Lächeln sowie einem guten Gefühl aus dem Stadion Śląski gehen zu können.

Zugehörige Wettkämpfe

Datum Name Ort
19.–27.08.2023 Weltmeisterschaften 2023 Budapest (Ungarn)
23.–25.06.2023 Team-Europameisterschaften 2023 Chorzów (Polen)
17.06.2023 25. Internationales Leichtathletik Meeting Anhalt 2023 Dessau-Roßlau (Deutschland)
09.06.2023 Diamond League Paris 2023 Paris (Frankreich)
03.–04.06.2023 Sky's the Limit 2023 Zweibrücken (Deutschland)
28.05.2023 Pfingstsportfest 2023 Rehlingen-Siersburg (Deutschland)
20.–21.05.2023 Hallesche Werfertage 2023 Halle (Saale) (Deutschland)