Da war wohl der Wunsch der Vater der Gedanken. Ich hatte mir doch tatsächlich Sonne und blauen Himmel am Zuckerhut erträumt, und jetzt ist er nicht einmal zu sehen. Eingehüllt von düsteren Regenwolken, es stürmt und – nein, es schneit nicht. Aber es ist kühl im Winter von Rio. Und doch ist man froh, aus dem Pressezentrum oder aus den Bussen herauszukommen, denn die Klimaanlagen hier machen einen kaputt. Ich sitze mit Jacke, Schal und Kappe auf dem Kopf in diesem riesigen Pressesaal und arbeite vor mich hin. Unmöglich!

Gestern Früh haben Bernhard und ich das herrlich am Strand von Barra gelegene Deutsche Haus gesucht und gefunden. Das heißt finden lassen. Um acht Uhr haben wir unser Quartier mit dem Taxi verlassen und die 19 Kilometer in 25 Minuten, den letzten allerdings in 15 Minuten zurückgelegt und trotzdem alles richtig gemacht, denn die Kollegen, die den vielgepriesenen Bus-Shuttle nahmen, kamen über 30 Minuten zu spät zu deutschen Auftakt-Pressekonferenz. Dafür fuhren sie kostengünstiger, wenn sie denn fuhren, froren aber mehr. Doch unsere Fahrt hat auch nur 15 Euro gekostet, die Rückfahrt sogar nur 10 Euro.

Im Pressezentrum gibt es nur das Notwendigste. Zum Beispiel zwei Geldautomaten für mehrere hundert Journalisten, oder ein Mensa-Zelt, in dem sich das Anstehen nicht lohnt. Zu teuer, zu spartanisch und einfach zu lange Schlangen. So hungert man tagsüber so vor sich hin und schlägt sich (daheim, meine Lieben, jetzt nicht weiterlesen) den Bauch voll. Das ist nicht das Gelbe vom Ei, ich weiß. Wir haben, nach einem rund 1,5 Kilometer langen Fußmarsch von unserem Quartier durch eine stockdunkle Straße hindurch, am Dienstagabend, ein Restaurant gefunden mit Büfett und einem Service, der mir super gut gefiel: Rondicio de Pizza hieß das Angebot. Die Kellner liefen mit Blechen von Pizzen durch das Restaurant und man konnte versuchen, was man wollte: All you can eat, also so viel wie möglich. Und dann noch einen Caipirinha darauf. Einfach göttlich. Im Pressezentrum gibt es aber auch diesen Laden mit den Olympiasouvenirs: Tassen, Pins, T-Shirts und Kapuzenpullover (leider wird der XXXL-Pullover erst am Samstag geliefert), vor allem aber liegt und steht und hängt auch das Maskottchen Vinicius herum. Den Tom, der die Paralympics repräsentiert, haben wir nicht entdeckt.

Und was stellten wir an? Ha! Sensationell! Wir haben mal ganz schnell unseren Nils Nager dazugesetzt. Ana Rosaria, die Verkäuferin, hat sich gewundert und sich dann schiefgelacht. Der Nils ging mit Bernhard auf Reisen, mitgegeben von Steffen Gierescher, dem Chef der Ludwigshafener Lokalredaktion.

Vinicius ist eine Art Kreuzung zwischen Affe und Wildkatze und trägt den Namen von Vinicius de Moraes, der 1980 im Alter von 67 Jahren starb. Und der ist nicht irgendwer. Er hat den Bossa-Nova-Klassiker „The Girl von Ipanema“ komponiert („Garota de Ipanema“). Den Text hat Tom Jobin (der dem Maskottchen Tom den Namen gab) geschrieben. Und dieses Girl, diese Strandschönheit, Helô Pinheiro, lebt ja noch in Sao Paulo. Begegnet waren sie und die Männer sich 1962. Heute ist sie 71 und wird in den kommenden Tagen eine von den Fackelträgerinnen sein.

Unser RHEINPFALZ-Biber Nils Nager mit dem platten Ruderschwanz und Vinicius vertrugen sich selbstredend glänzend. Mindestens so gut wie Bernhard und ich. Aber auch daran gab’s ja keine Zweifel, oder?

Zugehörige Wettkämpfe

Datum Name Ort
05.–21.08.2016 Olympische Sommerspiele 2016 Rio de Janeiro (Brasilien)