Prag kann kommen
Leichtathletik: Zehn neue EM-Normerfüllungen bei deutschen Hallenmeisterschaften – Lickteig wird Fünfter
Rheinstetten. Spannung, Dramatik, tolle Stimmung, ausverkauftes Haus: Die Halle 2 der Karlsruher Messe hat diesen Meisterschaftstest bestanden und sich für höhere Aufgaben empfohlen. 4600 Zuschauer feierten gestern die Leichtathletik bei den nationalen Titelkämpfen.
Bundestrainer Idriss Gonschinska bilanzierte „in hervorragender Atmosphäre zehn neue Normen für die Hallen-EM in Prag, wohin wir in zwei Wochen eine sehr junge, rund 35 Mann starke Mannschaft schicken werden, die sich gut verkaufen wird. Es ist passiert, was wir uns erhofft hatten.“
Nicht alle sind aus dem Holz eines Homiyu Tesfaye (21) geschnitzt, der kurz und prägnant die Frage nach seinen Erwartungen in Prag umriss: „Gold“. Am Donnerstag war er in Stockholm in 3:34,13 Minuten deutschen Hallen-Rekord über 1500 m gelaufen, gestern holte er Florian Orth auf der Zielgerade ein und siegte mit einem Wimpernschlag-Vorsprung. Über seine 3:41-Minuten-Siegerzeit sagte der Frankfurter: „Ich hatte eine schwere Erkältung vor zwei Tagen bekommen, musste Medikamente nehmen und bekam Spritzen. Deshalb bin ich nicht so schnell angegangen und wollte taktisch laufen und gewinnen.“
Mit Taktik ist in den 60-m-Hürdenfinals nichts auszurichten, da wird Risiko verlangt. Cindy Roleder (26) siegte in Saisonbestzeit von 7,99 Sekunden und riss Pamela Dutkiewicz (24) in 8,07 Sekunden mit zur EM-Norm. Bei den Männern gewann Favorit Erik Balnuweit souverän, auch er liebäugelt in Prag mit einer Medaille. In beiden Endläufen glänzten zwei junge Pfälzer: Ricarda Lobe (20), die vom TV Nußdorf zur MTG Mannheim wechselte und sich unter Bundestrainer Rüdiger Harksen auf starke 8,27 Sekunden steigerte (Platz 6), und der 18jährige Florian Lickteig, der seinen Weggang vom TV Dudenhofen ankündigte und gestern mit der eingestellten Bestzeit von 7,97 Sekunden auf Rang fünf stürmte. „Ich dachte mir, bleib locker und habe Spaß, das geht ja als ganz Junger bei einer so großen Meisterschaft in solch einer Atmosphäre gar nicht anders. Hintenraus habe ich voll meinen Lauf gekriegt, ich bin total happy“, sagte Lickteig.
Weitere Pfälzer kamen unter die Top Sechs: Im Dreisprung in seinem ersten Saisonwettkampf Martin Seiler (15,57/6.) und über 200 m Christian Kiemstedt (beide ABC Ludwigshafen), der im Vorlauf in 21,69 Sekunden eine tolle persönliche Bestleistung (6.) schaffte, aber auch die abgewanderten Patrick Schoenball (Leverkusen) über 800 m (1:5,13/6.) und Hanna Klein (Schorndorf) über 1500 m (4:20,19/5.), die sich aufgrund ihrer Vorleistungen mehr erhofft hatten.
So blieb es bei der einzigen Medaille für die Pfalz durch Stabhochsprungmeisterin Lisa Ryzih, denn zwei Zweibrücker Kandidaten hatten gestern nicht ihren besten Tag. Daniel Clemens (22) wurde mit 4,35 Metern Vierter und sprach von einem „schwarzen Tag“, Weltmeister Raphael Holzdeppe (25) gar scheiterte, wie auch der Landauer Oleg Zernikel dreimal an der Anfangshöhe.
Was ist los im Stabhochsprung, einst deutsche Paradedisziplin? Bei den Frauen ist er gerade durch Verletzungspech ausgedünnt, bei den Männern gab’s immerhin einen Zweikampf: Tobias Scherbarth (29) und Carlo Paech (22), die beiden EM-Starter aus Leverkusen, leisteten sich keinen Fehlversuch und übersprangen 5,70 und 5,65 Meter. Ein schönes Duell ohne die Tophöhe. Scherbarth: „Ich hatte mir 5,70 Meter vorgenommen, so kann’s weitergehen, eine Medaille in Prag wäre super.“
Aufgefallen sind mit Hochsprung-Bestleistungen Imke Onnen (20, 1,86 m) und Mateusz Przybylko (22), der sogar das EM-Ticket für Prag löste. Das schaffte hinter Weitsprungsiegerin Sosthene Moguenara Taroum (25, 6,68 m) auch Xenia Achkinadze (25) mit 6,55 Metern. Und: Die 18-jährige Konstanze Klosterhalfen lief über 1500 m einen inoffiziell geführten U20-Europarekord von 4:15,25 Minuten.
Zugehörige Wettkämpfe
Datum | Name | Ort |
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21.–22.02.2015 | Deutsche Hallenmeisterschaften 2015 | Karlsruhe (Deutschland) |
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