Nürnberg. 63,16 Meter im zweiten und 63,54 Meter im dritten Versuch – das war der klare Sieg für Christin Hussong im Nürnberger Nieselregen mit fast sieben Meter Vorsprung vor der Weltmeisterin von 2015, Katharina Molitor (56,75 Meter). „Mir macht der Regen nicht so viel aus, ich hatte schon viele gute Wettbewerbe im Regen. Ich hatte nichts dagegen“, sagte die 24 Jahre alte Hussong vom LAZ Zweibrücken, die von einem kleinen Fanclub und ihrer Familie unterstützt wurde.

„Die zwei 63er waren echt super, gerade den dritten habe ich klasse getroffen, das war ein schöner Wurf. Dann wurde ich ein bisschen müde und merkte die Vorbereitungen, die wir auf Berlin machten, sie waren anstrengend und stecken in den Knochen“, ergänzte die Studentin. Ihr Trainer und Vater Udo sah sich den Wettkampf entspannt an: „Die Anlage war trocken, es stand kein Wasser drauf. Entscheidend war für mich die Technik. Sie hat sehr gut umgesetzt, was wir in den letzten zwei Wochen erarbeitet haben.“

Bei dieser Saisonüberlegenheit von Hussongs Zweibrücker Vereinskollegen Raphael Holzdeppe dachte Bo Kanda Lita Baehre (19) ganz sicher nicht, seinen Titel von 2017 erfolgreich verteidigen zu können. Schon gar nicht mit einem Regensprung über 5,50 Meter, der geringsten Siegeshöhe der letzten zehn Jahre. Aber Holzdeppe machte dem jungen Leverkusener kampflos den Weg frei: „Mir war das zu gefährlich. Ich habe keinen Bock, mich vor der EM zu verletzen. Jetzt, wo ich auf der Tribüne sitze, weiß ich, dass ich richtig entschieden habe“, sagte Holzdeppe (28), dessen Zweibrücker Vereinskollege Daniel Clemens ihm zur Seite sprang. „Raphael hat halt in Berlin mehr vor, da kann er sich für einen DM-Titel hier nichts kaufen. Er wollte nichts riskieren“, sagte der 26-Jährige, der wie 2014 mit 5,40 Meter Bronze holte, was ihm aber für ein EM-Ticket nicht weiterhilft.

„Ein dritter Platz ist ja nicht schlecht, aber ich gehe fest davon aus, dass es nicht reicht. Es ist halt so“, bedauerte Clemens: „Ich war bei 5,50 Meter zweimal hoch drüber und auf die Latte gefallen, den dritten habe ich nicht ganz erwischt. Drei dumme Fehler, schade.“

Gegen Abend besserte sich das Wetter, der Regen hörte auf, er wäre aber auch bei den Laufentscheidungen, von denen der Hürdensprint der Frauen ganz sicher der aufregendste war, nicht ganz so schlimm gewesen. Denn: Cindy Roleder wurde disqualifiziert. „Ich verstehe das nicht, das war kein Fehlstart. Man hätte mich unter Protest laufen lassen können. Ich fahr’ jetzt nach Hause, mir egal“, sagte die Europameisterin von 2016, die zum Glück schon für Berlin nominiert ist, trotzig.

Damit war der Weg frei für Pamela Dutkiewicz, die in 12,69 Sekunden die schnellste Meisterin aller Zeiten wurde. Die Landauerin Ricarda Lobe (MTG Mannheim) holte sich in 13,06 Sekunden die Silbermedaille und das EM-Ticket. „Ich wollte noch schneller laufen, weil wir im Training merkten, da ist mehr drin. Aber es ging ja darum, Nerven zu bewahren und den Lauf ins Ziel zu bringen, das habe ich geschafft“, sagte Ricarda Lobe stolz und glücklich. Bei den Männern siegte wie schon 2015 an gleicher Stelle Gregor Traber in 13,37 Sekunden vor Erik Balnuweit (13,52) und Maximilian Bayer (13,77). EM-Starter Alexander John wurde nur Fünfter (13,88).

Großer Wurf: Christin Hussong vom LAZ Zweibrücken wird deutsche Meisterin im Speerwerfen.
Großer Wurf: Christin Hussong vom LAZ Zweibrücken wird deutsche Meisterin im Speerwerfen. (Foto: Iris)

Zugehörige Wettkämpfe

Datum Name Ort
21.–22.07.2018 Deutsche Meisterschaften 2018 Nürnberg (Deutschland)
07.–12.08.2018 Europameisterschaften 2018 Berlin (Deutschland)