Stolze Helfer, betrübter Athlet
Als am Samstagabend kurz nach 22 Uhr die Lichter im Zweibrücker Westpfalzstadion ausgingen, einige Athleten noch unter den beleuchteten Sponsoren-Sheltern zusammensaßen, räumten die Helfer des Leichtathletikzentrums Zweibrücken (LAZ) zusammen. Das Meeting „Sky’s the Limit“ war vorbei. Erleichterung und Stolz, dass alles so gut gelaufen ist, machte sich breit.
„Denk an unsere Küchenwaage!“, rief Manuela Passauer, die die letzte Schicht am Getränke-Ausschank übernommen hatte, ihrem Mann und LAZ-Vorstand Holger Passauer zu. Mit der Passauerschen Küchenwaage wurden die Speere gewogen. „Es gibt eine gewisse Toleranz“, sagte Holger Passauer lachend auf die Frage, ob die Waage denn auch geeicht sei. Das zweckentfremdete Haushaltsgerät durfte nicht vergessen werden. „Es war ein Hochzeitsgeschenk“, erzählte Manuela Passauer.
Neue Aufgaben oder ungewohnte Rollen gab es nicht nur für die Küchenwaage, sondern auch für einige Athleten des LAZ. Lea Passauer, die zuvor bei ihrem Speerwurf-Debüt 29,75 Meter geworfen hatte, filmte die Sprünge der Stars, die Filmchen postete das LAZ auf seiner Facebookseite.
Salome Schlemer, selbst Stabhochspringerin, gab den Anlauf für die Stabartisten frei, viele andere halfen an der Sprunganlage, beim Weitenmessen oder beim Ergebnisticker. „Wir sind ein überschaubarer Verein“, sagte Passauer angesichts der Mitgliederstärke, da musste fast jeder als Helfer ran und trug so zum Gelingen der Veranstaltung bei.
Einer verfolgte das Springen allerdings mit einer gehörigen Portion Wehmut: Daniel Clemens. Der 28-jährige Stabhochspringer des LAZ wäre gerne selbst gestartet, seine Weisheitszähne verhinderten das aber. „Ich bin froh, dass ich nicht verletzt bin. Es geht nur noch bergauf“, erzählte Clemens lachend. 2019 musste er beim Himmelsstürmercup verletzt passen.
In diesem von der Corona-Pandemie geprägten Jahr verpasste Daniel Clemens einen der wenigen Wettkämpfe, weil die Weisheitszähne raus mussten. Clemens’ Chancen, in knapp zwei Wochen bei den deutschen Meisterschaften in Braunschweig starten zu können, sind nicht so rosig. „Aktuell bin ich Nachrücker. Zehn Springer dürfen starten, ich bin 14.“, erzählte er.
Sollte es mit den deutschen Meisterschaften nicht klappen, will er im August und September noch zwei Wettkämpfe bestreiten. Ende September folgt dann der nächste Einschnitt, dann verliert er seinen Status als Sportsoldat. „Es steht schon länger fest, dass da eine Verjüngung stattfinden soll“, berichtete Clemens. „Ich bin froh, dass sie mich so lange darin behalten haben, trotz aller Verletzungen“, blickte er auf seinen Status zurück.
Im Herbst beginnt er ein Vollzeitstudium an der IUBH, einer internationalen Hochschule in Bad Honnef. „Da werde ich auch dreieinhalb Jahre gefördert“, ergänzt er.
Am Samstag füllte Clemens gleich verschiedene Rollen aus. Eine war, die Ehrenpreise bei der Siegerehrung anzureichen. Viel lieber hätte er selber einen dieser Preise entgegengenommen.
Zugehörige Wettkämpfe
Datum | Name | Ort |
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25.07.2020 | Sky's the Limit 2020 | Zweibrücken (Deutschland) |
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