Das Stabhochsprungund Speerwurf-Meeting „Sky’s the Limit“ steigt an diesem Wochenende im Westpfalzstadion. An Unwägbarkeiten und Herausforderungen für das LAZ Zweibrücken mangelt es vor der Veranstaltung nicht. Aber das „kontrollierte Chaos“ ist der Verein um den Vorsitzenden Alexander Vieweg mittlerweile gewohnt.

Zweibrücken. Das „Sky’s the Limit“ steht vor der Tür. Und bei dem internationalen Stabhochsprung- und Speerwurf-Meeting des Leichtathletikzentrums (LAZ) Zweibrücken, das an diesem Wochenende im Westpfalzstadion stattfindet, geraten nicht nur die Athleten ins Schwitzen. „Der Mann, der für die Videowand zuständig ist, dreht schon völlig am Rad, weil es vier Blaupausen gibt, auf denen steht, wo was in welchem Fall aufgebaut werden soll“, sagt Alexander Vieweg und lacht. Der Vorsitzende des LAZ stellte am Dienstag zusammen mit Top-Athletin Christin Hussong den Meeting-Fahrplan vor. Zumindest jenen Teil, über den jetzt schon Klarheit herrscht. „Es ist selten so, dass es vier Tage vor dem Meeting noch so viele Variablen gibt“, erklärt der Vorsitzende ernster. „Es ist ein kontrolliertes Chaos.“

Mit dem ist das LAZ aus der Vergangenheit allerdings bestens vertraut: „Wir haben mal mit 30 Mann eine Stunde vor Wettkampfbeginn den Anlaufsteg umgebaut“, erinnert sich Vieweg. „Es gibt mittlerweile so viele Anekdoten, die einem kaum jemand glaubt. Wichtig ist, dass die Zuschauer beim Meeting nicht spüren, wenn im Vorfeld nicht alles reibungslos gelaufen ist.“ Die Vorbereitung der Veranstaltung im Zeichen der Pandemie sei „noch fieser“ gewesen sagt der Vorsitzende. „Aber da waren die Erwartungshaltungen nicht so hoch. Hauptsache, du hast irgendwas gemacht. Jetzt denkst du, du bist wieder in dem normalen System drin – und stehst trotzdem noch vor Herausforderungen.“

Diese ergeben sich auch aus der Abkehr von der „Kreuzlösung“ der vergangenen Jahre. Speerwerfer und Stabhochspringer werden also nicht mehr abwechselnd antreten, die Wettkämpfe finden nacheinander statt. Das sei das Ergebnis aus „zwei Jahren konstruktiver Kritik von Athleten und Trainern“, erklärt Vieweg. „Der Speerwurf-Wettkampf läuft in der Regel effizient und schnell ab. Die Wartezeiten zwischen den Würfen waren bei uns zu lang“, sagt der Vorsitzende.

Mit dem Wettkampf der Nachwuchs-Speerwerfer startet das Meeting auch am Samstag um 13.30 Uhr. Es folgen um 15 Uhr die Stabhochspringerinnen und das B-Feld der Stabhochspringer. Ab 17 Uhr greift Christin Hussong im Feld der Speerwerferinnen zu ihrem Arbeitsgerät. Und um 18.30 Uhr beschließt das A-Feld der Stabhochspringer den ersten Meeting-Tag. Der Sonntag beginnt um 11.30 Uhr mit den männlichen und weiblichen Stabhochspringern von der M12 bis zur M18. Ab 14 Uhr folgen die älteren Altersklassen. Zu denen gesellen sich womöglich auch Aktive, die am Vortag passen mussten.

Weil am Samstag zwei Stabhochsprung-Wettkämpfe parallel ausgetragen werden, hofft Vieweg, die Doppelanlage im Westpfalzstadion nutzen zu können. Das klappt aber nur, wenn der Wind mitspielt – genauso wie der Plan, dass der Speerwurf diesmal wieder ausgehend von Richtung der Anzeigetafel im Stadion erfolgt. Und nicht auf diese hin. „Heute zum Beispiel, wäre es dazu zu böig“, sagte Christin Hussong am Dienstag. Die Speerwurf-Europameisterin von 2018 geht diesmal nicht nur als Athletin an den Start – sie ist auch Mitorganisatorin. Und steht in dieser Rolle vor einer Herausforderung, die sich mit viel Zug im Arm und sauberer Technik nicht lösen lässt: Bis jetzt stehen neben Hussong nur zwei weitere Werferinnen auf der Meldeliste. Die Australierinnen Kathryn Mitchell und Mackenzie Mielczarek, die sich bereits in Deutschland befinden. Hussong kennt viele Konkurrentinnen persönlich. „Aber entweder sie sind verletzt, nicht in Form – oder sind bei Meetings in der Heimat am Start“, erklärt die Herschbergerin. „Ich gehe davon aus, dass wir noch zwei Teilnehmerinnen finden, aber es ist schwierig“, ergänzt Vieweg.

Ganz anders sieht es beim Stabhochsprung aus. „Ich habe heute Mittag noch auf den Rechner geschaut, da waren wieder zwei neue Anfragen für die Konkurrenz der Frauen da“, berichtet Vieweg. Stand Dienstag hatten es elf Teilnehmerinnen ins Feld geschafft. Darunter die Schwedin Michaela Meijer (Bestleistung 4,83 Meter), die 2021 in Zweibrücken gewann. Die Ukrainerin Yana Hladiychuk (4,60 Meter) – und auch Carolin Hingst, die mit 42 Jahren noch zum Stab greift.

Im Feld der Stabhochspringer schwingen sich neben Lokalmatador Raphael Holzdeppe (Bestleistung 5,91 Meter) unter anderem Titelverteidiger Oleg Zernikel (5,86) vom ASV Landau und der Türke Ersu Sasma (5,80) in die Lüfte. Im B-Feld sind die Bestleistungen ein wenig niedriger. „Aber das B-Feld hat letztes Jahr die Veranstaltung gerockt. Die haben sich immer weiter hochgeschaukelt. Bei den Frauen ist die Siegerin am Sonntag sogar höher gesprungen als die im A-Feld am Samstag“, erinnert sich Vieweg.

Daneben wird beim LAZ wie üblich auch abgesehen von sportlichen Höchstleistungen viel geboten. Für die Kids stehen eine Hüpfburg und eine Kinderspeeranlage bereit. Und beim Jedermanns-Wurf können Zuschauer ermitteln, wer einen Stiefel am weitesten schleudern kann.

Rund 50 Helfer vom LAZ packen mit an, damit „Sky’s the Limit“ wieder die Zuschauer begeistert. Dass dies so bleibt sei keine Selbstverständlichkeit, sagt Hussong. „Es kommt mir vor, als sei es früher einfacher gewesen, Helfer zu mobilisieren. Da haben Mama und Papa wie selbstverständlich mitgemacht. Heute ist der Bezug zu den Eltern der Kinder nicht mehr ganz so da.“ Auch Vieweg sieht das Zweibrücker Meeting in Zukunft vor Herausforderungen. „In Deutschland wird eine neue Meeting-Serie gepusht, neben der es kleinere Veranstaltungen immer schwerer haben. Dass ein Meeting hoch eingestuft wird, kann man sich mittlerweile erkaufen. Selbst das Pfingstsportfest in Rehlingen, das seit 58 Jahren besteht, und hinter dem ein ganzes Ministerium steht, hat es heute schwerer, die Felder zu füllen.“ Er ergänzt: „Wir machen das Ganze ohne Agentur. Nur mit den eigenen Leuten. Aber das stärkt ja auch das Vereinsgefühl: Wenn die Mitglieder hinterher auf das Meeting blicken und sagen: ‚Und es war trotzdem geil …’“

Meeting-Müdigkeit verspürt Alexander Vieweg jedenfalls nicht. „Da ist überhaupt kein Frust bei der Vorbereitung. Es macht immer noch Spaß, sonst würden wir das nicht mehr machen. Es ist noch nie etwas passiert, das sich nicht hätte lösen lassen. Manchmal würden wir uns nur wünschen, dass das Chaos uns ein paar Stunden mehr Zeit lässt, um darauf reagieren zu können.“

Zugehörige Wettkämpfe

Datum Name Ort
03.–04.06.2023 Sky's the Limit 2023 Zweibrücken (Deutschland)