Leichtathletik: Die gute Nachricht: Das Speerwurf- und Stabhochsprung-Meeting „Sky’s the limit“ in Zweibrücken war ein Hammer-Sportfest. Endlich wieder Action in Coronazeiten! Die schlechte Nachricht: Die fehlende Wettkampfpraxis macht den Athleten schwer zu schaffen. Sie machen gute Miene zum bösen Spiel.

Zweibrücken. „Mir fehlt einfach die Wettkampfpraxis“, klagte der Stabhochsprung-Weltmeister von 2013, Raphael Holzdeppe, nach seinen drei Fehlversuchen über 5,51 Meter. „Ich habe jetzt noch ein Meeting in Schweden, dann bin ich aber bereit für die deutschen Meisterschaften.“ Am 8. und 9. August finden sie in Braunschweig statt. Wenigstens das, wenn auch ohne Zuschauer, die halt mal das Salz in der Suppe sind, wie am Samstag im Westpfalzstadion so federleicht zu spüren war.

„Ich bin unglaublich dankbar, ja wir alle sind es, dass wir hier werfen und springen konnten, und sogar am Ende mit so vielen Fans“, sagte die zweite LAZ-Lokalmatadorin mit internationalen Lorbeeren, die Speerwurf-Europameisterin von 2018, Christin Hussong. Lokalmatadorin zu sein, macht die Sache übrigens nicht leichter. Da will man mehr, das gilt auch für Raphael und Christin. Auch sie verhehlte nicht, wie schwierig diese unvollständige Saison verläuft. „Ich bin jetzt nicht super zufrieden. Wenn die Körperposition beim Wurf um zwei, drei Zentimeter nicht passt, macht das nicht einen Meter, sondern gleich ein paar aus. Aber das geht nur weg durch Wettkämpfe und durch Würfe, Würfe, Würfe.“ Aber woher nehmen?

Sie kämpft mit ihrem Trainer und Vater Udo um die richtige Körperposition, zuletzt war das Gegenwind-Werfen in Dresden aber kontraproduktiv. „Ich bin extrem groß und habe extrem viel Angriffsfläche, und dann macht man sich automatisch klein, um sich durchzukämpfen. Aber genau das darf man nicht“, sagte Hussong, die mit 61,00 Meter siegte.

Was war das für eine außergewöhnliche Mischung: ein Sprung, ein Wurf, ein Sprung, ein Wurf. Chef-Kampfrichter Thomas Beyerlein hatte alle Hände voll zu tun für einen reibungslosen, spannenden Wettkampfverlauf, unterstützt von Moderator Michael Werling. Und immer wieder diese Wunschmusik dazu, die sich die Athleten mitbrachten. Christin Hussong ließ sich beispielsweise von „Bella Ciao“ motivieren, und Karsten Dilla, der Wahl-Zweibrücker, ein letztes Mal von der Kölner Band Kasalla und deren „Stäänefleejer“.

„Dä Countdown läuft, ich bau mir ein Rakeet, saach nit, ich han se nit mieh all, denn wat mer will dat jeiht“, heißt es da. „20 Jahre Stäänefleejer“ wie es auf den T-Shirts seines Fan-Clubs stand, sind nun genug, der Countdown läuft in der Tat. Dilla (30) beendet die Karriere und holte ein Fässchen Bier für die Familie an den Tisch. „Es war eine super Atmosphäre, wie man es kennt von Zweibrücken. Ich hab’ noch mal zwei schöne Sprünge machen können. Es war mein vorletzter Wettkampf, meine beiden Trainer in den 20 Jahren, Leszek Klima und Andrei Tivontchik, waren dabei. Es war eine Wahnsinnszeit, irgendwann reicht’s, und irgendwann hat man nicht mehr die Motivation, noch mal höher als die 5,73 Meter springen zu können“, sagte Dilla, der nun seinen Master in Angriff nimmt.

Für die beste Tagesleistung sorgte der Schwede Kim Amb, der seinen Speer 86,49 Meter und damit fast ins Tor des Fußballplatzes fliegen ließ. Wäre sein Einwerfer gemessen worden, hätte Johannes Vetter gewonnen, dann aber machte ihm sein Ellenbogen zum unglücklichsten Menschen im Westpfalzstadion. Er ließ keinen seiner Versuche anschreiben, sie waren ihm nicht weit genug. Da hörte sich die Fehlermeldung, der dritte sei „88, 89 Meter“ weit gewesen, natürlich als Laune hemmend an, denn der Speer blieb bei 79 Metern stecken.

Auch Vetter, der Weltmeister von 2017, hat die DM als Ziel. Ob die Zeit bis dahin reicht? Ob die Konkurrenten wie Andreas Hofmann und Julian Weber ihre Fußprobleme rechtzeitig in den Griff kriegen? Zweifel bleiben, das deutsche Speerwurf-Kleeblatt ist derzeit etwas welk. Nur Olympiasieger Thomas Röhler ist happy, auch ohne Weiten, denn er ist Vater geworden.

Zugehörige Wettkämpfe

Datum Name Ort
25.07.2020 Sky's the Limit 2020 Zweibrücken (Deutschland)