Leichtathletik: Der Stabhochsprungwettbewerb der Männer beim LAZ-Meeting hat ein beachtliches Niveau. „Viele der Springer und Springerinnen, aber auch von den Speerwerferinnen, werden sie in Tokio im Fernsehen wiedersehen“, meint Moderator Michael Werling. Am Ende hat der Deutsche Meister Oleg Zernikel die Nase vorn – aber auch ein LAZ-Athlet macht seine Sache mehr als gut.

Zweibrücken. Am Ende, als die Wolken vor die Sonne gezogen waren und die Temperaturen etwas erträglicher wurden, saß der LAZ-Vorsitzende Alexander Vieweg recht entspannt beim kühlen Getränk auf einer Bank und blickte sich um. „Der Stabhochsprung war stark“, sagte er zufrieden. Er wusste, dass er ein klasse Feld zusammenbekommen hatte. Dass dann aber gleich fünf Mann noch die 5,80 Meter in Angriff nehmen, damit hatte er nicht gerechnet. „Sportlich war das genial“, bemerkte der ehemalige Speerwerfer. Zwischendurch keimte sogar die Hoffnung auf einen neuen Meeting-Rekord auf, der erste Sprung des Landauers Oleg Zernikel über die 5,90er Marke sah gut aus. Doch er und der Belgier Menno Vloon – der den alten mit 5,85 Meter nun weiter hält – scheiterten dreimal an dieser Höhe, die für beide Bestleistung bedeutet hätte. „Die 5,90 Meter wären bei beiden drin gewesen“, fand Vieweg.

Mit 5,80 gut nach Tokio fliegen

„Das war ein super Wettkampf“, bestätigte auch Sieger Zernikel. „Mit 5,80 Meter kann ich gut nach Tokio fliegen“, fügte er an. Zernikel freute sich über die Konstanz in seinen Sprüngen, alle Höhen nahm er im ersten Versuch. „Ich bin zu Andrei Tivontchik gewechselt, weil ich neue Impulse gebraucht habe, auf der Stelle getreten bin“, sagte der gebürtige Kasache. Dieser Wechsel gab dem 26-Jährigen einen Schub. „Früher stand ich am Anlauf und hatte manchmal Angst. Jetzt läuft es wie geschmiert. Ich fühle mich wohl“, ergänzte er.

Wohl fühlte sich auch Nico Fremgen. Der aus Petersberg stammende Fallschirmjäger, der nun in Fischbach wohnt, genoss es, nach getaner Arbeit die Wettkämpfe zu verfolgen. Denn der für den verletzten Raphael Holzdeppe ins Starterfeld gerutschte 23Jährige hatte die Chance genutzt. Seine Bestleistung lag bisher bei 5,20 Meter, im Westpfalzstadion am Samstag lag die Latte aber schon zum Einstieg bei dieser Höhe. „Ich habe bei meinem letzten Wettkampf gesehen, dass die Konstanz da ist. Ich bin mit einem neuen Stab gesprungen, das hat auf Anhieb funktioniert“, berichtete er. Die 5,20 Meter überwand er im ersten Versuch – Bestleistung!

Natürlich hätte er danach lieber 5,30 Meter ins Visier genommen, doch die standen am Samstag nicht auf dem Programm, 5,40 Meter waren gefordert. Von Sprung zu Sprung stellte Fremgen da auf einen härteren Stab um, immer musste Alexander Gakstädter den noch schnell in der Halle holen gehen. „Ich war ja bis zum letzten Stab in der Hülle heruntergegangen“, meinte Fremgen grinsend. Mit den Versuchen war er nicht unzufrieden: „Wenn ich den Schuss nach oben bekomme, sind 5,40 Meter kein Problem.“

Dass die hohen Temperaturen die Athleten nicht davon abhielten, klasse Leistungen zu bringen, zeigte schon Eric Frank im U20-Speerwurf am frühen Nachmittag, als er sein Sportgerät auf die neue Bestweite von 67,79 Meter warf. „Damit hatte ich nicht ganz gerechnet“, gab der 19-Jährige nach den letzten Trainingseindrücken zu. „Aber der erste Versuch auf 64,06 Meter war schon gut für den Kopf“, meinte der Sohn von Marc Frank, Bundestrainer der Speerwurf-Frauen. „Wir haben dann von Wurf zu Wurf an Kleinigkeiten gearbeitet. Und ab dem dritten Versuch war dann auch das Publikum da. Das hat sehr viel Spaß gemacht“, erklärte er, dass ihn auch das zur neuen Bestmarke getrieben habe. „Im vergangenen Jahr hatte ich schon große Probleme. Ganz ohne Zuschauer ist halt was anderes.“ Das habe er aber mit einem Sportpsychologen inzwischen gut aufgearbeitet und freut sich nun auf sein Heimspiel, die deutschen U20-Meisterschaften Ende Juli in Rostock.

Hussong wirft Stadionrekord

LAZ-Speerwerferin Christin Hussong hatte zwar nicht wirklich Konkurrenz, im zweiten Versuch warf die Herschbergerin dennoch einen neuen Stadionrekord mit 64,60 Meter – und war zufrieden. „Die anderen Würfe waren technisch schwierig“, fand sie und schmunzelte auch hinterher noch über einen Versuch, bei dem sie durchgelaufen war und sofort kopfschüttelnd lachen musste. „Wir haben nach dem Meeting in Turku gleich mit dem Kraftaufbau für Olympia angefangen – und erst in den letzten zwei Tagen da ein bisschen Fahrt rausgenommen. Da hatte Christin ein bisschen Probleme mit der Koordination“, sagte ihr ebenfalls zufriedener Papa und Heimtrainer Udo erklärend. Mit „Kraft und Spezielles“ gehe es nächste Woche im Training weiter.

Bundestrainer Marc Frank lobte Hussongs Leistung aus dem vollen Olympia-Training heraus; auch angesichts des Windes von links, „für Rechtshänder ist das ein Hasswind“. Man sehe, dass sich Hussong im vergangenen Jahr ohne Olympia nicht wie einige andere in ein lockeres Jahr begeben habe. „Sie hat durchtrainiert und gut an ihren technischen Reserven und Maximalkraftwerten gearbeitet“, meinte er anerkennend. Hinter Hussong verlören die deutschen Damen in der zweiten Reihe zurzeit ein wenig den Anschluss.

Bei der drittplatzierten deutschen Vizemeisterin Christine Winkler aus Leipzig stimmte das Timing der Arm- und Beinarbeit nach eigener Aussage nicht optimal. „Ich weiß aber, was ich draufhabe“, meinte sie nach dem Wettkampf, ihren linken Fuß mit einem Eispack kühlend. „Ich will, dass es endlich mal über 60 Meter geht für mich“, meint die Frau, deren Bestmarke bei 59,70 Meter steht. Beim Zweibrücker Meeting war sie zum ersten Mal. „Speerwurf und Stabhochsprung durcheinander, das finde ich ganz cool. Dadurch werden die Pausen für die Werfer auch ein bisschen länger. Und es ist toll, dass die Zuschauer so direkt an der Anlage dran sind“, meinte sie.

Ex-Springer als Experte

„So kann’s weitergehen“, meinte diesbezüglich auch Jacqueline Otchere, die Deutsche Meisterin aus Mannheim wurde mit übersprungenen 4,55 Metern Zweite hinter der schwedischen Meisterin Michaela Meijer (4,60 m). „Hier war mehr los als bei der deutschen Meisterschaft in Braunschweig zuletzt. Da hat das Stadion trotz 2000 Zuschauern leer gewirkt.“ In Zweibrücken wäre sie gerne noch höher gesprungen. „Anlauf und Technik waren gut, die Sprünge hätten’s auch hergegeben.“ Was ihr tatsächlich fehlte, war dafür noch ein härterer Stab. Den versucht sie sich demnächst zu besorgen.

Großen Spaß hatte am Samstag auch Karsten Dilla. Der Stabhochspringer, der im Vorjahr seine Karriere in Zweibrücken nach rund 20 Jahren beendet hatte, war als Co-Moderator neben Michael Werling angeheuert worden. „Von Alex Vieweg am Telefon“, sagte der 31-Jährige lachend. Er habe sofort zugesagt, denn nach der Karriere und dann noch durch Corona, „war ich schon ganz raus aus dem Sport“. Der Kölner Student im Studiengang „User Experience Design“ (da entwickelt man zum Beispiel Nutzeroberflächen wie Apps zur Parkplatzsuche in der Stadt) hat eine lange Homeoffice-Phase hinter sich, ist froh, wenn er mal wieder zur Uni darf. „Das Moderieren hier ist Neuland für mich, ich bin froh, dass ich Michael an meiner Seite habe. Aber vielleicht kann ich ja mit dem ein oder anderen Fachkommentar helfen.“

Nach dem großen Meeting plant das LAZ Zweibrücken nun noch kleinere Wettkämpfe über den Sommer. „Wir wollen Wettkämpfe machen für die, die in der letzten Zeit nicht starten durften“, sagte Vereinschef Alexander Vieweg mit Blick auf die lange coronabedingte Zwangspause für viele Leichtathleten, die keinen Kader-Status haben.

Zugehörige Wettkämpfe

Datum Name Ort
19.06.2021 Sky's the Limit 2021 Zweibrücken (Deutschland)