Die große Favoritin Denia Caballero aus Kuba hat im ersten Versuch alles klar gemacht, die Titelverteidigerin Sandra Perkovic aus Kroatien im letzten Versuch nachgezogen. Da blieb für die Leipziger Diskuswerferin Nadine Müller (29) gestern bei der Leichtathletik-WM in Peking „nur“ die Bronzemedaille.

„Keine Frage, ich habe Bronze gewonnen. Ich bin nach dem schwierigen letzten Jahr einfach sehr glücklich, wieder zurück zu sein in der Weltspitze. Ich habe mit einer Medaille geliebäugelt, nicht gerechnet“, sagte die Vizeweltmeisterin von 2011, die nach ihrer Einstiegsweite von 65,53 Meter im ersten Versuch am Ende nur sieben Zentimeter vor der zweiten Kubanerin Yaime Perez lag.

Die ehemalige Speerwerferin Caballero(25) warf die Ein-Kilo-Scheibe auf 69,28 Meter. Das war gleich mal der perfekte Schocker für alle. Lediglich Perkovic (25) hatte da noch eine realistische Chance. Die beiden sind die einzigen Diskuswerferinnen, die in diesem Jahrhundert über 70 Meter warfen.

Caballero gab sich nicht sehr gesprächig. Sie habe mit dem ersten Versuch gleich Selbstvertrauen bekommen, „das hat mich emotional natürlich gepusht“, sagte sie und meinte noch, die Goldmedaille bei den Panamerikanischen Spielen hätte als Motivation für Peking nicht ausgereicht. Die kroatische Olympiasiegerin, die auch nach ihrer Dopingsperre im Jahr 2011 die dominante Werferin in der Welt war, nahm Nadine Müller mit 67,39 Metern noch die in Griffweite bereit liegende Silbermedaille weg. Drei Versuche haute sie ins Netz, und der letzte Versuch sei technisch ein sch…Versuch gewesen, sagte sie, aber mit Gewalt hätte es doch gereicht. Ob Silber oder Bronze, das war Nadine Müller total egal. „Der ganze Schweiß, die ganzen Tränen vom letzten Jahr haben sich gelohnt. Ich bin froh, mich wieder herangekämpft zu haben. Auf dem Weg nach Rio ist das heute ein voller Erfolg“, sagte Müller erleichtert. Enorme Kniebeschwerden beschäftigten sie fast das ganze Jahr 2014 über, erst im Dezember konnte sie wieder mit dem Training sinnvoll beginnen. Sandra Perkovic hatte sie auf der Rechnung: „Die ist immer für einen Versuch gut und immer bis zum letzten gefährlich.“

Müller holte also die vierte Medaille in Peking für Deutschland, die beiden anderen Deutschen, Julia Fischer (25) und Shanice Craft (22) von der MTG Mannheim, belegten die Plätze fünf und sieben. Robert Hartings Freundin Fischer war sehr glücklich mit dem fünften Platz, weniger mit ihrer Weite von 63,88 Meter aus dem ersten Versuch. „Ich bin nur traurig, weil ich mir im dritten Versuch einen reingezogen habe. Wäre das nicht passiert, ich bin mir sicher, hätte ich heute weiter geworfen“, sagte sie. Sie musste sich mit Wärme behandeln lassen, danach kam aber nichts.

Die Mannheimerin Shanice Craft, auf Jugend und Juniorenebene, angefangen mit dem Sieg bei den Olympischen Jugendspielen 2010 in Singapur, schon hochdekoriert, absolvierte in Peking ihre erste„große“ WM. „Das ist wirklich was anderes, ich habe heute echt wertvolle Erfahrung gesammelt, gerade mit Blick auf das kommende Jahr“, sagte Craft, die zu Saisonbeginn verletzt war und überhaupt gar nicht damit rechnen konnte, in Peking überhaupt dabei zu sein. „Ich bin mit dem siebten Platz zufrieden, mein Ziel war, unter die besten Acht zu kommen“, sagte Craft: „Bei den ersten vier Versuchen habe ich irgendwie noch geschlafen. Von unten von den Beinen her kam überhaupt keine Geschwindigkeit. Im fünften bin ich dann aufgewacht, aber da war es zuspät.“

Zugehörige Wettkämpfe

Datum Name Ort
22.–30.08.2015 Weltmeisterschaften 2015 Peking (China)